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Miles Beyond: Miles Beyond

Es gibt Alben, die dem Rezensenten einfach nur ein fettes Grinsen aufs Gesicht zaubern. Zuletzt gelang das Black Destiny und Viperine, nun gesellen sich die Amis Miles Beyond zur illustren Runde. Knapp 69 Minuten gibt es 12 absolut zeitlose, irgendwo zwischen gemäßigtem US Metal und Hard Rock liegende Songs zu hören, die wohl zeitlich niemand mit dem Jahr 2004 in Verbindung bringen würde. Umso besser, denn die Schreiber (und hoffentlich auch einige Leser) dieser Seiten haben ein nicht unerhebliches Faible für scheinbar "altmodisch" tönende Combos. Ohne artfremdes Keyboardgedudel geht es gleich in die Vollen: der Opener "Out of Control" ist noch eher in der hardrockigen Ecke angesiedelt, das nachfolgende "Tales of Old" galoppiert da schon ne Ecke fixer um die Ecke. Und bereits hier muss man die Leistung von Gitarrist/Sänger Tim Moody anerkennen, dessen stimmliche Phrasierung etwas an Bruce Dickinson erinnert (aber nicht so deutlich wie sein finnischer Kollege von den Maschinenmännern...). Klasse!

Spätestens jedoch bei der Bandhymne "Miles Beyond" sollte die Zielgruppe feststehen: hier wird nicht geballert und auch sinnloses Bassdrumgehämmer sucht man vergebens. Miles Beyond gehen filigran zur Sache, man spielt noch richtige Gitarrensoli und schafft es auch, zweistimmige Leads einzubauen, die nicht zwangsläufig an Maiden erinnern. Überhaupt ist die ganze Gitarrenarbeit mehr als überzeugend.

Auch ein Track wie das ohrwurmige "Take Me Home" (mit mitreißenden Strophenmelodien ausgestattet),  das epische "The Spaniard" oder das mächtige "Hail to the King" (jawollja!) werden bei den meisten Möchtegernmetallern dort draußen wieder mal nur ein arrogantes Lächeln hervorrufen - ich find's einfach nur todesgeil, einer Band zuzuhören, die hörbar ihren Spaß an der Musik hat und sich einen Dreck um das schert, was derzeit angesagt sein mag und eventuell gar etwas Geld einspielen könnte. Gäbe es Bands wie Miles Beyond nicht mehr, hätte ich schon längst das Interesse an "neuen" Gruppen verloren, würde mich in meinen Elfenbeinturm zurückziehen und der guten, alten Zeit hinterhertrauern. Naturgemäß finden sich bei annähernd 70 Minuten Lauflänge auch ein paar Songs, die nicht ganz so überzeugen können - aber hey! Für eine EIGENPRESSUNG (und das ist vorliegendes Album natürlich - wer hat schon Mut und signt so etwas?) ist Miles Beyond Großes gelungen - und ich möchte, dass ihr das honoriert! Schreibt der Bande und ordert fleißig die CD! Ich vertrau auf Euch!

P.S.: Endlich ist mir eingefallen, an wen mich die Band manchmal erinnert: Trampled Underfoot...

(c)2004, Michael Kohsiek