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Black Destiny: In Neo Noir

Es ist lange her, dass es eine Scheibe geschafft hat, siebenmal hintereinander (!!) von mir am Stück gehört zu werden, ohne dass es mir nach anderem dürstet - Black Destiny ist dieses Kunststück mit ihrem dritten, toll betitelten "In Neo Noir"-Album gelungen. "Black Is Where Our Heart Belongs", der noch beim rührigen Iron Glory-Label erschiene Vorgänger, war ein klasse Silberling - keine Frage. Doch wie sich der Osnabrücker Fünfer nun noch einmal songwritingtechnisch steigern konnte, traf mich völlig unerwartet und verdient meine uneingeschränkte Hochachtung!

Black Destiny spielen Power Metal. Wer nun zurückschreckt, hat nicht wirklich viel begriffen. Denn es gab einmal eine Zeit, in der Power Metal noch anders klang als es der "Power Metal in Anführungszeichen" heute tut. Es gibt also immer noch Bands dort draußen, die Wert auf das kleine, aber feine Wörtchen "Power" legen und nichts unter meterdickem Keyboardkleister verstecken müssen. Und Power haben Black Destiny eine ganze Menge. Wer nach dem Eröffnungsdoppel "Carnival of Fate" und "Carpe Noctem" (Mit genialen Strophenmelodien - "When the nights begins to fall I can feel the blackend cowl, Setting slowly at my restless heart, See the world with nocturnal eyes" - und ebensolchem Refrain) noch nicht flach am Boden liegt, hat keine Ahnung, wie Metal funktioniert. Hier spürt man Herzblut, hier passt jedes Riff, hier ist keine Melodie zu süßlich, dafür aber umso wirkungsvoller. Bestes Beispiel ist der Übersong "Somewhere in the Darkness", dessen einfache, aber effektive Gitarrenmelodie mir seit dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf geht. Und beim einsetzenden Gesang der ersten Strophe ist sowieso alles verloren:

"The night falls, I'm all alone, I see the shadows dance upon my moonlit walls. And they are whispering or is it just a howl of the icy wind waving through these castehalls?"

Genialer Text (E.A. Poe lässt grüßen!) und eine wirklich fantastische Gitarrenarbeit Außerdem gibt es hier einen wundervollen Mittelteil, bei dem selbst der härteste Metaller schlucken muss. Schlichweg der Hammer und für mich einer der besten Songs der letzten Monate. Dieser Song hat alles: Melodie und Härte, Ruhe und einen Blastpart (!) - sowie begnadeten Gesang. Apropos: Michael Seifert, der einigen noch von Xiron oder aktuell Rebellion bekannt sein dürfte, liefert auf "In Neo Noir" seine mit Abstand beste Gesangsleistung ab. Seine kraftvoll-majestätische Stimme ist wie prädestiniert für diese Art von Metal.

Nur noch drei Songs sollen erwähnt werden, stellvertretend für ein Album ohne jeden Schwachpunkt: "Chaisting Shadows" (Der Refrain macht mich fertig!) lässt mal eben das komplette letzte Iced Earth-Album zu Staub zerfallen, "Call of my Destiny", eine famose Hymne, mit der man live mit Sicherheit jedes Publikum knacken wird sowie das Riffmonster "Renegade (Fallen Angel)" - den Kopf möchte ich mal sehen, der dabei still stehen kann!

Mir ist nicht bekannt, ob die Jungs, mit den Demos zu diesem Album oder gar mit dem fertigen Produkt bei den Labels hausieren waren. Falls sie es getan haben, würde diese mal wieder die unglaubliche Blindheit der dortigen Verantwortlichen verdeutlichen. Falls nicht - Labels dieser Welt: hier hat eine Band in Eigenregie (!!) ein famos produziertes und einwandfrei aufgemachtes Album aufgenommen, das ihr nur noch lizenzieren und ganz groß herausbringen müsst. Denn diese Band kann groß werden. Verdammt groß.

(c)2004, Michael Kohsiek