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Yoso : Elements

YOSO? Das klingt gefühlt erst mal nach mächtig mysteriösem Internet-Akronym für Fortgeschrittene, aber auch wenn das nicht zutrifft, ist der Bandname doch ein kräftiges LOL (sorry!) wert, namedropped er doch lediglich die stolze Herkunft der Bandmitglieder: Yes + Toto = Yoso. Dieser Logik ist nicht zu widersprechen (und der Katastrophentourist in mir wünscht sich ganz doll eine baldige gemeinsame Welttour von Jon Schaffer und Mark Shelton durch ganz Honduras. Als Manilla Ice.).

Von Toto an Bord haben wir Götterstimme Bobby Kimball, der mit ebenjener dann auch den Yososchen Sound nicht unbeträchtlich bestimmt - hochkomplizierten Prog nach Manier der klassischen Yes sucht man hier vergeblich. Denn auch wenn Keyboarder Tony Kaye schon ein Urgestein zu nennen ist, so ist er doch am entschiedensten in Erscheinung getreten, als die 80er-Poprock-Inkarnation der englischen Institution an der Tagesordung war. Und der für alle verbliebenen Instrumente verantwortlich zeichnende Billy Sherwood wurde eh erst spät in der zweiten Yes-Karrierehalbzeit eingewechselt, stolperte dann zwar nicht über den Ball, aber Zählbares hat er halt auch nicht mehr wirklich zustande gebracht. Der Mario Gomez von Yes?

Diese drei haben sich nun folgerichtig eher dem sahnigen AOR Totoscher Prägung verschrieben, Einflüsse von Yes beschränken sich dem mystisch-kitschigen Cover zum Trotze in erster Linie auf deren "Owner of a lonely heart"-Phase. Und das machen sie gut. "Where You'll Stay" etwa ist ein Tränentreiber vom feinsten, den Kimballs alte Band früher ohne Zweifel hoch in die Billboards katapultiert hätte. "To Seek The Truth" brilliert mit hochgradig gefühlvoller Gitarrenarbeit von Hauptsongwriter Sherwood sowie ebensolchen Hammond-Teppichen seitens Kaye. Yes-mäßige Gesangsarrangements sind hingegen eher spärlich gesät - hätten sich eventuell auch mit Kimballs kraftvollen, eher mal nicht Jon-Anderson-kompatiblen Röhre gebissen - aber wenn sie denn mal da sind ("Walk Away" oder das überlange "Return To Yesterday" sind die offensichtlichsten Kandidaten), wissen sie immerhin zu überzeugen.

Leider verfügt mal nicht eben jeder Song über derartiges Ohrwurmpotential. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Albums pendelt sich gar bei sympathischem Oberliganiveau ein, was zwar niemandem wehtut, aber den Gehörgang auch nicht allzu lange für sich beanspruchen kann. Als Ganzes jedenfalls kann "Elements" mitnichten gegen die Paich/Lukather-Melodiewunderwerke anstinken, mit denen Toto regelmässig für runtergeklappte Kinnladen bei der AOR-Fraktion sorgten - aufgrund der genannten Highlights ist es der Zielgruppe aber hiermit geraten, zumindest mal reinzuhören.

(c)2010, Ernst Zeisberger