Mit der Bezeichnung "traditioneller Metal aus Schweden" hat man mich
normalerweise direkt im Sack - und Gottseidank enttäuschen Noctum auch zu keiner
Sekunde. Man spielt "echten" Doom, der stark in den 70ern verwurzelt ist und
demnach mehr an Reverend Bizarre als an Solitude Aeturnus angelehnt ist. Beide
Seiten der High Roller-Vinylauflage (leider kein Klappcover, dafür aber gewohnt
dickes Cover und ebensolches Vinyl plus Texteinleger) klingen so natürlich, als
seien sie live eingespielt worden - ein Umstand, den man als Underground
Metaller in letzter Zeit zum Glück desöfteren beobachten kann. Vielleicht fällt
den jungen Musikern dort draußen ja auch auf, woraus es letztendlich ankommt -
das Songwriting und die Atmosphäre.
Ich könnte mir vorstellen, dass Doomer nicht viel mehr als die ersten beiden
Tracks "The Seance" und "Fortune Teller" benötigen um das Portemonnaie zu
zücken. Und niemand, der diese Songs mag, wird vom Rest enttäuscht sein - meine
Highlights sind beispielsweise das kriechende, ungemein packende "Insomnia"
sowie das flotte "Mistress" (so muss doch Metal klingen!), während das
schwedisch gesungene "Den Onda Trollpackan" auch einer marihuanavernebelten
Höhle der frühen 70er enstammen könnte. Sicherlich: Sänger und Gitarrist David
Indelöf ist stimmlich limitiert, was der Ohrurmqualität des Materials jedoch
keinen Abbruch tut. Und zum Glück klingen die Gitarren des Uppsala-Vierers so,
wie Gitarren klingen müssen und nicht so nicht vorhanden wie auf dem letzten
Virgin Steele-Witz. Aber ich schweife ab: Tolles Debüt einer vielversprechenden
Doom-Combo - der Herbst kann kommen.
Zu haben hier:
http://www.high-roller-records.de/
(c)2010, Michael Kohsiek