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Asomvel: Kamikaze

Was früher Knecht Ruprecht und der Krampus besorgt haben, übernehmen in diesem Jahr - kurz vor Weihnachten - ASOMVEL. Ein Album wie eine Tritt in den Arsch, vor Attitüde nur so strotzend und gefährlich wie ein abgebrochener Flaschenhals in einer Kiste mit Blutkonserven. Wer nichts mit Motörhead, Venom und einer kraftstrotzenden Dosis puren Rock‘n‘Roll anfangen kann, kann im Grunde jetzt schon aufhören zu lesen und stattdessen weiter While Heaven Wept hören. Alle anderen dürften vor dieser vertonten Kneipenschlägerei namens „Kamikaze“ auf die Knie gehen und den Göttern des Rock‘n‘Roll danken, dass es im Jahr 2009 eine Band gibt, die genau den Sound fährt, den man auf den glatt-metallischen letzten drei LPs von Lemmy und dem grauenhaften Venom-Auswurf „Hell“, so schmerzlich vermisst hat.

Der Titeltrack „Kamikaze“ ist ein Einstieg nach Maß: simpler Mitgröhlrefrain, peitschendes Riff, Dicke-Hose-Schlagzeug. „No Twist of Fate“ und „Invertebrate“ schlagen in die gleiche Kerbe. Die Band setzt durchweg auf gehobenes Mid-Tempo mit deutlicher Motörhead-Schlagseite, sowohl was die Rhythmus- als auch die bluesigen Leadgitarren angeht. JayJay Winters rauhe, tiefe Stimme kommt dagegen good old Cronos‘ asozialem Organ oft gespenstisch nahe. In allen Songs steckt dabei eine gesunde, absolut authentisch wirkende nordenglische Härte. Vor allem der energische Drive, den das Schlagzeug auspackt, ist beeindruckend und dürfte vor allem live niemanden kalt lassen. Höhepunkt des Albums ist das schnelle „Internet Commando“. Was für ein geiler Song, was für ein geiler Text, was für geile Riffs. Cronos und Lemmy würden für so eine Hymne töten. „The Ballad of Agnes White“ ist dagegen wieder purer Rock‘n‘Roll. Im Grunde eigentlich unglaublich, dass eine Band im Jahr 2009 die Eier hat, solche reinrassigen Boogie-Gitarren einzuspielen. „Womb to the Tomb“ mit seinem verzerrten Bass und zähem Rhythmus ist einfach nur fett und das souverän abrockende „Stone Cold Stare“ der perfekte Abschluss dieser meisterhaften Dosis Violence, Drugs and Rock‘n‘Roll.

Warum die Band mit diesem immens starken Material es nicht geschafft hat, schon irgendwann früher in den letzten 17 Jahren seit der Bandgründung eine Platte aufzunehmen, ist ein Rätsel. Vermutlich war der entscheidende Tritt in den Arsch notwendig, und der kam in diesem Fall von der wie immer äußerst geschmackssicheren Miskatonic Foundation, wo die CD auch zum lächerlichen Preis von 6,50 Pfund (am besten zusammen mit den ebenso huldigungswürdigen Funeral Circle und The River CDs) geordert werden kann. So und jetzt marsch, marsch an die Tastaturen, schreibt eine Mail ans Label (metalculte@gmail.com) und holt Euch die Tracht Prügel ab, die ihr verdient. Ihr Schweine.
 

(c)2009, Manuel Trummer