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Annihilator : Annihilator

Eine Band, die ein Album, bei dem es sich nicht um ihr Debüt handelt, ohne Titel lässt, will damit oft ein Zeichen setzen: DAS ist es, wofür wir stehen, hier ist die Essenz unseres Sounds. (Gut, es wird auch Trümmertruppen geben, denen schlicht und ergreifend kein Titel einfallen wollte.) Nun handeln also die Kanadier Annihilator derart. Ist "Annihilator", für den aktuellen Sänger Dave Padden bereits das unglaubliche vierte Album mit Auswechselkönig Waters, einer derartigen Herausforderung gewachsen?

Ja gut, ich sach' mal: Jein.

Einerseits ist mit einer offensichtlichen Ausnahme (s.u.) jeder Ton auf dem Zehn-Tracker* unverkennbar dem Hirn von Gitarrengenie Jeff entsprungen - Soli, Riffing, Soli, Gesangslinien (trotz Paddens anhaltender Präsenz teils erstaunlich identisch mit Waters' eigenem Organ), Soli, Soli und nicht zuletzt die lieben Soli. Ihr habt die Gewichtung vielleicht schon erahnt - alleine 66 an der Zahl soll es hier von letztgenannten angeblich geben. Und tatsächlich, der olle Jeff spielt sich in urtypischer Weise einen Wolf, wo es nur geht. Aber! (An dieser Stelle musste ein "aber" kommen, wie der aufmerksame Hörer der letzten paar Scheiben sicher weiß.)

Also - aaaaber verpackt in spannende Songs sollten die ganzen technischen Kabinettstückchen halt auch sein, und in dieser Disziplin schwächelt "Annihilator" doch gewaltig. Jedenfalls starre ich hier gerade zu Reviewzwecken auf das Backcover und rätsle, welchen Song zu erwähnen besonders meiner Reviewerpflicht entsprechen würde - aber verflucht viel ist ehrlich gesagt nicht hängengeblieben. Sicher, das irreführend betitelte, eröffnende "The Trend" ist mit seiner enormen Spielfreude ein Kandidat - ist aber auch mehr eine Aneinanderreihung durchaus gelungener Parts als das es als Song an sich überzeugen würde. Der flotte, kompromisslose Thrasher "Ambush" geht sicher als gelungen durch - aber gerade aufgrund Paddens wenig aufregender Gesangslinien (oder sollte ich eher sagen: Jeffs? Denn zum Abschluss deutet Dave mit dem gelungenen Van Halen-Cover "Romeo Delight" immerhin dezent an, dass er bei anderen Voraussetzungen zu mehr fähig wäre) gibt es auf den frühen Alben tonnenweise Stoff, der das hier in der Pfeife raucht. Da muss ich noch nicht mal nervig modern daherkommende Verwirrungen à la "25 Seconds" (hätte Phil Anselmo nicht "schöner" shouten können) ins Feld führen, um zum Fazit zu kommen:

Annihilators Dreizehnte ist mal eher verzichtbar. Mehr als Dienst nach Vorschrift bieten Waters und Anhang dem geneigten Fan leider auch dieses Mal nicht, und ich finde auf dem Rundling beim besten Willen nichts, was der Sechssaiten-Wizard nicht schon irgendwann mal überzeugender und vor allem memorabler vorgetragen hätte. Herrje, Alben wie "King Of The Kill" oder "Carnival Diablos" waren mal voll von Hits! Das hier hingegen setzt den zuletzt nicht zu überhörenden Abwärtstrend nahtlos fort.

 

 

*Die Rechtschreibfunktion von OpenOffice empfiehlt mir "Zahn-Trecker". Wollt' ich nur mal gesagt haben.

(c)2010, Ernst Zeisberger