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Tank : War Machine

"Tank machen ohne Algy Ward weiter" war schon so eine Meldung, die ein barsches "Erzähl' doch keinen Scheiß!" zur Antwort haben konnte. "Tank holen sich stattdessen den ehemaligen Rainbow-Sänger Doogie White ans Mikro" schickte dann den fassungslosen Rezipienten dieser News mit Höchstgeschwindigkeit zum nächsten Kalender, wo er flugs nachprüfen musste, dass es sich nicht um den ersten April handelte.

Denn wie zum Geier sollte der hochmelodische Gesang des ex-Blackmore-Sidekicks schon die rauhe Röhre eines der britischen Kultshouter der NWOBHM ersetzen können? "War Machine", Titel und Cover schon mal typisch Tank, soll nun die Antwort auf diese Frage liefern. "Judgement Day" als Opener ist mutig, handelt es sich doch um die einzige Komposition, für die White alleine verantwortlich zeichnet. Klar, von der Motörhead-lastigen Brachialität der frühen Tank ist hier absolut nichts übrig geblieben, was aber ohne ein einziges Urmitglied im Line-up (das "Honour & Blood"-Gitarrenduo Tucker/Evans hat heuer das höchste Dienstalter) auch nicht verwundert. Aber: auch wenn der etwas hektische Chorus den Song auch noch unnötig ins Mittelmaß reisst, so ist doch auch klar, dass auch diese neue Version von Tank weiterhin dem urklassischen, erdigen Metal britischer Prägung frönt - und Mr. White zudem auch deftiger ins Mikro röhren kann, als er das bei Rainbow, Yngwie oder seinen anderen AOR-Eskapaden gezeigt hat. War sicher nicht die schlechteste Wahl, der Mann - und ähnlich wie bei Accept ohne Udo hätte ich nie gedacht, diese Zeilen schreiben zu können.

Nicht zu weit entfernt von ihrer "Honour & Blood"-Hochphase beispielsweise reiht sich da der schleppende Titeltrack oder das durch famose Gitarrenarbeit brillierende "World Without Pity" ein, während ein "Phoenix Rising" gekonnt die dreckigen Roots der Band mit der melodischen Klasse von Rainbow verbindet. Balladen hingegen könnte sich die Band nach meinem Gusto in Zukunft wieder komplett schenken - denn das mediokre "After All" ist schon 'ne ziemliche Stimmungsbremse innerhalb eines feinen Albums. Filth Hounds of Herzschmerz? Bitte nicht!

Was "War Machine" fehlt, um zu einem echten Jahreshighlight zu werden? Vielleicht ein alles überragender Übersong der Klasse von "Just Like Something From Hell", "Echoes Of A Distant Battle" oder wie sie nicht alle hießen. "Honour And Blood" hat man immerhin als Bonustrack ganz gelungen neu eingespielt - aber das gilt jetzt einfach mal nicht. Ansonsten ist die Scheibe über weite Strecken famos (und "My Insanity" kommt als regulärer Abschluss dem von mir monierten Standard dann doch noch halbwegs nahe). Schau'n mer mal, was Algy himself dem entgegenzusetzen hat - wenn denn sein schon seit Jahren angekündigter "Sturmpanzer" jemals ins Rollen kommen sollte.

(c)2010, Ernst Zeisberger