Nach den ersten Sekunden des Albums schaut man zunächst erstaunt auf das
Cover um dann direkt zu merken, dass dies DOCH NICHT die Maiden von anno 1982
sind. Denn die hatten damals immerhin Artworks, wohingegen das Strikelight-Debüt
in eine, nun ja, "Schäbimetalverdächtige" Umhüllung gesteckt wurde. So etwas
fällt immerhin auf und ist Kult - ist ja auch schon mal was. Doch gottseidank
kann mich auch die Musik befriedigen, klingt man doch wie eine kauzige Version
ebenjener Metal-Legenden, die die Experten unter unseren Lesern bestimmt auch
nachts (und zwar betrunken!) herunterbeten können: Maiden, Tokyo Blade, Satan,
straightere Manilla Road ("Undying Love"!)... Die verrückten Griechen wurden
1999 von dem erst 16jährigen Thodoris Vogiatzis (Bass) sowie dem ein Jahr
jüngeren Nick Mavrelis gegründet - umso erstaunlicher, dass diese Jungspunde
einen kommerziell wenig Erfolg versprechenden Stil als Einfluss geltend machen.
Nach dem klassischen Metalintro knallen jedenfalls das Triple "Fake Beliefs",
"Angel In Exile" und "Inner Voice" so unbekümmert aus den Boxen, dass man nicht
anders kann als breit zu grinsen. Natürlich nicht, um sich über die Bande lustig
zu machen, denn dazu macht die Musik viel zu viel Spaß. Grandios auch das mit
mitreißenden Strophenmelodien ausgestattete "Final Fight", das flotte "Streets
Of Glory" sowie mein persönliches Album-Highlight, "Strikelight".
Sicherlich wird hier der Metal nicht neu erfunden, doch a) wer will das und b)
wollen das die Griechen vermutlich auch gar nicht. Man sollte ihnen schlicht und
ergreifend dankbar sein, dass sie uns eine Zeitreise gönnen, in der gute
Gesangsmelodien, Twin-Guitar-Leads und Drummer aus Fleisch und Blut noch völlig
natürlich waren und sich noch niemand vorstellen konnte, mal mit Pro Tools und
nem Drumcomputer einen Nähmaschinentackersound... Oh, sorry, falscher
Rezensent... ;)
Was ich hiermit sagen möchte: Fans von kauzigem, sympathischem und ehrlichem
Heavy Metal ohne jeglichen Keyboardkleister sollten sich Strikelight dick auf
ihren Einkaufszettel schreiben. Und nicht vom Cover abschrecken lassen, bitte!
(c)2005, Michael Kohsiek