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Saxon : Into The Labyrinth

Kaum hat das neue Jahr begonnen, gibt es auch schon die erste kleine Enttäuschung zu verzeichnen. Um so ärgerlicher, da sie von den ansonsten eigentlich immer sehr verlässlichen Saxon kommt. Aber "Into The Labyrinth", dessen langweiliges Cover in der Tat eher an eine Band wie, nun, Labyrinth erinnert, kann den sehr hohen Standard, den die Briten insbesondere in den letzten Jahren wieder erarbeitet hatten, nur teilweise halten.

Dabei beginnt doch alles in bester Manier: "Battalions Of Steel" ist mal wieder ein Knaller vor dem Herrn und bedient die sehr hymnische, getragene Schiene. Ungewöhnlich für Saxon sind dabei die das furztrockene Grundriff dezent unterstützenden Keyboard-Fanfaren, die schon etwas von den 80er-Pretty Maids haben. Grosser Song, sehr truer Text. AC/DC-like groovend legt "Live To Rock" (der wievielte Songtitel mit "Rock" ist das jetzt?) weiter Briketts auf den Ofen, den dann das sehr harte, schnelle "Demon Sweeney Todd" endgültig zur Explosion bringt.

Ein weiterer Höhepunkt schließt sich mit dem durch ein kurzes Intro eingeleiteten "Valley Of The Kings" (über Tutanchamun, klar!) an, bei dessen Aufnahmen sich die Band wohl vom Geist der Krefelder Twilight Hall Studios überwältigen ließ, denn ein derartiger Bombastchorus ist doch normalerweise eher Blind Guardian-Territorium. (Haben die Guardians aber schon länger nicht mehr so cool hingekriegt.) Allerdings muss hier auch angesprochen werden, dass die Sachsen ein wenig der Selbstkopie schuldig werden - wo schon "Live To Rock" deutlich nach dem ewigen Hit "Solid Ball of Rock" schielte, da kann ich in den Strophen von "Valley..." problemlos auch den Text derer des noch nicht sooo alten "Red Star Falling" trällern, lediglich etwas Speed wurde da hinzugefügt.

Wen die Nennung des Namens Blind Guardian abgeschreckt haben sollte, dem sei gesagt, dass bereits der nächste Song, der ultracoole, sehr lässige "Slow Lane Blues", bereits wieder das krasse Gegenteil darstellt. Das hätten Biffs Mannen auch problemlos schon zu "Denim & Leather"-Zeiten schreiben können.

Tja - leider fällt hiernach die zweite Hälfte des Albums doch recht deutlich ab. Flache Chorusse wie im schnellen "Hellcat" oder dem durch wirklich dumpfste Klischees gehandicapten "Crime Of Passion" verhindern, dass ich "Into The Labyrinth" ähnlich uneingeschränkt weiterempfehlen kann wie seine Vorgänger - auch die etwas moderner angehauchte Ballade "Voice" verfehlt klar das Klassenziel. Lediglich mit dem abermals schwer an olle "Solid Ball..."-Tage erinnernde "Come Rock of Ages" lässt die Band mich noch einmal aufhorchen.

Fazit: Genug Klassematerial für eine EP, weswegen Fans wohl auch diesmal keinen Fehler machen, wenn sie im Hause Saxon einkaufen. Aber die Tendenz geht gegen Ende des Scheibchens klar nach unten, und der zunehmende Hang dazu, sich bei den eigenen Glanzwerken zu bedienen, sollte auch nicht einreißen. Ein Kann, aber kein Muss.

(c)2009, Ernst Zeisberger