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Rhapsody Of Fire : The Frozen Tears Of Angels

So, da wären sie also wieder: lockere vier Jahre später und um einigen Ballast erleichtert. Und letzteres ist keinesfalls eine Anspielung auf gewissen Business-Bullshit, der die Band einige Zeit auf Eis liegen ließ (ok, ok, vielleicht ist es nicht nur eine Anspielung darauf. Zufrieden?), sondern viel eher darauf zu münzen, dass sich Rhapsody Of Fire (das blöde "Of Fire" zählte leider nicht zu dem o.g. Ballast...) nach der völlig überladenen "Triumph Or Agony" wieder auf das Wesentliche besonnen haben.

Das "Wesentliche" impliziert natürlich nicht, dass die Italiener anno 2010 wie AC/DC klingen - alleine von der völligen Fixierung auf der Filmmusik ähnlichen Sounds ist man halt wieder abgekommen und erinnerte sich, dass man doch mal sowas wie Metal gespielt hat. Und so wird "The Frozen Tears Of Angels" nach einem traditionell klassisch arrangierten, wie üblich von Christopher "Saruman" Lee gesprochenen Intro im wesentlichen dominiert von ohrwurmigen, durchaus bombastischen, aber eben wieder klar härteren Melodic-Speedstern im Dunstkreis eines Dreiecks zwischen dem Debüt, "Dawn of Victory" sowie Luca Turillis erstem Soloalbum "King Of The Nordic Twilight". Letztgenanntes äußert sich vor allem durch die etwas kältere Atmosphäre sowie die eine oder andere russisch anmutende Melodieführung, die wohl darauf zurückgehen, dass sich die Handlung der fortgeführten Fantasysaga diesmal in Klimazonen abspielt (eine Karte liegt dem opulenten Booklet wie immer bei), in denen einem auch mal der morgendliche Kaffee in der Tasse gefriert. Lyrisch hat das alles natürlich nach wie vor was von Unterschichten-D&D-Kampagne, aber immerhin sieht man seit einiger Zeit davon ab, diese noch ein, zweimal durch den Babelfish Italienisch-Englisch zu jagen.

Was muss man gehört haben? Das theatralische "Reign Of Terror" vor allem mal, das vor allem gesanglich alles Extreme auslotet - von Fabio Liones üblichen Heldenorgan über Black Metal, Oper bis hin zum sakralen, grösstenteils in Latein intonierten Chorus. Den anfangs nach den Orchester-Exzessen der jüngeren Zeit zunächst etwas unscheinbar erscheinenden, aber mit der Zeit um so erfolgreicher im Ohr verbleibenden Opener "Sea Of Fate" auf jeden Fall, der nebenbei auch Liones ersten von drei Beiträgen zum Songwriting überhaupt darstellt und auch in einer alternativen Version als Bombastballade überzeugt. Dann die für diese Band sehr oldschooligen "Raging Starfire" (Speedhymne wie einst im Mai!) und "On The Way To Ainor", letztgenanntes wieder mit einer dieser Ritter-der-Kokosnuss-artigen Chorpassagen (ihr wisst schon: "We're Knights of the Round Table!...") im Refrain, die mich in der richtigen Laune ergriffen die fist raisen, in der falschen aber die Götter der Realsatire preisen lassen. In Kürze: einfach grossartig.

Ansonsten: herrje...die balladesken Parts hatten wir mit Ausnahme der oben genannten vielleicht schon mal inspirierter. Abgesehen davon ist das hier ein Pflichtkauf für Fans und vielleicht auch mal wieder ein Anlass zum Reinhören für diejenigen, die das überkandidelte Tschingdarassa der letzten Jahre abgeschreckt hat.

(c)2010, Ernst Zeisberger