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Predator: Predator

Wenn die entscheidenden Elemente US-Metal, Technik, hohe Stimmlage, trashige Momente und Texas-Flair zusammenkommen, werden nicht nur treue Fans von Helstar über Steel Prophet bis hin zu New Eden und Watchtower unruhig. Das sollten sie auch. Denn in genau diese Kerbe schlagen Predator mit ihrem vor knapp sechs Monaten erschienenem Debüt.

 

Heimat des Quintetts ist der Orangenstaat Florida. Viel ist über die Musiker nicht bekannt. Lediglich Gitarrist Damien Lee Thor scheint einen musikalischen Vorlauf zu haben. Offenbar ist er der Älteste und leitet seine Lehrlinge im Sinne des ehrbaren Stahls ordentlich an. Zusammen mit dem zweiten Gitarristen Chris Reiser zeichnet er sich für nahezu alle Kompositionen verantwortlich. Alle fünf Musiker sind durch die Bank weg Meister ihres Faches. Die Songaufbauten sind dramatisch und enorm abwechslungsreich. Am ehesten lassen sich Predator daher im Texas-Metal verorten. Trotzdem bleibt nirgends die Melodie auf der Strecke. Die Jungs zeichnet Spielwitz und Leidenschaft aus. Der aus Nicaragua stammende Sänger Nestor Aguirre bildet mit Damien Lee Thorr das Herzstück der Band. Aguirre ist ein echtes Talent. Er trifft alle Töne und singt dabei recht hoch, ohne nervig zu wirken. Seine Stimme wurde im Studio teilweise mit ganz leichtem Hall unterlegt, was der ganzen Sache keinen Abbruch tut. Seine Stimmbänder und die sechs Saiten von Damien Lee Thorr stehen in ständigem Dialog. Aguirres Gesang wird durch irrsinniges Gitarrenspiel mal überhöht, dann unterstrichen oder gar herausgefordert. Am Ende – so soll es ja auch ein – siegt natürlich immer die verzerrte Streitaxt.

 

Den Anfang des Albums macht der sehr ungestüm und roh daherkommende Song „Cursed (Letters from Hell)“. Man hätte zwar einen geeigneteren Opener auswählen können, aber nach den wilden rund zweieinhalb Minuten ist zumindest klar, was noch kommt. „Between Venegance & Forgiveness“ ist schon der erste richtige Höhepunkt. Das ist Texal-Metal pur. Hier werden so viele Riffs miteinander verknüpft und auf eine Art gegen die Gesangslinien gestellt, wie es andere in einer ganzen Musikerkarriere nicht hinbekommen. Der Song erinnert phasenweise an Ritual (Trials of Torment) – kult! Nach einem etwas uninspiriertem Ende folgt „Closet Anti-Christ“. Predator machen dort weiter, wo sie eben aufgehört haben. Jedoch rücken hier Double-Bass und eine zentrale Gesangslinie stärker in den Vordergrund. Wie zuvor endet der Song recht unangemessen. Er wird nach knapp vier Minuten schlicht ausgeblendet. „Demon Soul“ startet überraschend ruhig, um nach schon wenigen Sekunden die bisher höchste Geschwindigkeit zu erreichen. Und wieder werden hier texanische Rinder kreuz und quer über die Prärie getrieben. Was das Gitarrenspiel angeht, so drängt sich nun „As Darkness Reigns“ von Oracle als weitere Referenz auf. Mit „Die Unborn“ geht es zügig und hochklassig weiter. Weil einem Predator keine Zeit zum Luftholen lassen, legen sie das schnelle „Icon“ nach. Das ist einer der zwei etwas schwächeren Songs auf der CD. Gelungen ist die kurze Auflockerung „Fugue-itive“. Hier wird Johann Sebastian Bach gekonnt gehuldigt, was erneut an Oracle erinnert. Anschließend bietet „Lone Wolf“ einen fast schon hochmelodischen Refrain. „Mercy“ beginnt mit einem verspielten Gitarren-Intro und zeigt die bekannten Trademarks. „A Moment, Sir …“ stellt für mich den oben bereits angedeuteten zweiten nicht so guten Song auf der CD dar. Man könnte auch von einem regelrechten Ausfall sprechen. Gut, dass „In the Name of God?“ wieder die starke Seite von Predator nach außen kehrt. Am Ende unterbreiten uns die Florida-Boys mit „The Border“ einen hörenswerten texanischen Ausklang.

 

Alles in Allem haben Predator ein wirklich beachtliches Erstlingswerk vorgelegt. Die zwei etwas schwächeren Songs können getrost übergangen werden. Etwas feilen muss die Band noch am Sound. Der hat guten bis sehr guten Demo-Charakter und ist nicht durchgängig identisch. Offenbar liegen der CD unterschiedliche Recording-Sessions zugrunde. Damit kann man insgesamt leben. Ich bin mir aber absolut sicher, an einigen Stellen einen Drum-Computer zu vernehmen. Und das ist in Metal-Kreisen zu Recht verpönt. Am Cover-Artwork kann sicherlich auch noch etwas gefeilt werden. Wenn dann sogar die Texte lesbar werden, ist es fast gut. Schließlich wirken die Lyrics von Predator so, als stießen sie in tiefere Ebenen vor, was sie deshalb lesenswert machte.

 

Nun bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die hier angesprochen wurden, wissen, welche Pflicht sie erwartet. Amazon hilft dabei. Predator wird über ein Independent-Label vertrieben und ist dort für rund 11 Euro erhältlich.

 

Predator bei MySpace: http://www.myspace.com/predatorheavymetal

  

 (c)2010, Heiko