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Motörhead : Kiss Of Death

Der furiose Vorgänger "Inferno" brachte das Kunststück fertig, für eine Truppe, die nie so richtig weg vom Fenster war, eine Art Comeback darzustellen. Und das Beste daran: offenbar läutete ebenjener Knaller auch den x-ten Frühling für das perfekt eingespielte Trio ein, denn "Kiss Of Death", Album Nummero Weißdergeier, steht "Inferno" in absolut nichts nach.

Aber, auch wenn alle Motörhead-Trademarks auf dem neusten Rundling natürlich wieder im Übermaß vertreten sind, es handelt sich nicht um einen simplen Abklatsch des erfolgreichen Vorgängers. Man kommt heuer wieder etwas abwechslungsreicher daher - auch wenn urtypische High-Speed-Brecher wie der exzellente Opener "Sucker" natürlich nicht fehlen dürfen, so deckt man von der rock'n'rolligen Fun-Tüte "Christine" über grandios groovende Grower wie etwa "One Night Stand" oder das überragende "Be My Baby" bis hin zu einem unglaublichen Heavy-Blues der Marke "Under The Gun" doch das komplette Spektrum des Bandkönnens ab. Und hey - derartig melodische Leads leiert sich der olle Waliser Phil Campbell auch nicht alle Tage aus der Klampfe! Alleine deswegen muß eine Nummer wie das hitverdächtige "Trigger" zu den Highlights gezählt werden.

Der mit Abstand stärkste Song des Albums hingegen ist - wer hätte sich das mal denken lassen - eine Ballade! "God Was Never On Your Side" besticht nicht nur durch atmosphärische Akustikgitarren und Gänsehaut-Gesang (!) des Mainmans, sondern auch durch die nachdenklichsten und besten Lemmy-Lyrics seit langer Zeit. Klar bekommt mal wieder die Kirche mächtig ihr Fett weg - Lemmy mahnt den Zuhörer, seine eigene Vernunft zu gebrauchen, anstatt irgendwelchen Päpsten, Göttern oder sonstigen Führern und deren Dogmen blind nachzurennen. Keine sonderlich neue Message, aber Zeiten wie diesen, wo ebenjenes mehr und mehr salonfähiger zu werden scheint, wichtiger denn je. Und die Umsetzung ist allererste Sahne - Mr. Kilmister dürfte als Texter zu den unterschätztesten seiner Zunft gehören.

Mit einer fulminanten Coverversion des Metallica-Classix "Whiplash" beendet man ein Album ohne nennenswerte Schwächen, das sicherlich im oberen Drittel der Motörhead-Rangliste anzusiedeln sein wird. Der geneigte Fan kann also blind zugreifen...

(c)2006, Ernst Zeisberger