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Judas Priest : Angel Of Retribution

Nach "Demolition" konnte es für Judas Priest eigentlich nur aufwärts gehen. Viel schlimmer kann man als etablierte Band eigentlich gar nicht auf die Schnauze fallen, und so war die Rückkehr von Originalsirene Rob Halford praktisch vorprogrammiert. Iron Maiden haben ja schließlich vorgemacht, wie's geht.

Was Iron Maiden leider nicht auf die Reihe bekommen haben, ist, auch produktionstechnisch auf dem neuesten Stand zu sein, was wohl auch an der Sturheit eines gewissen Steve H. liegen mag. Glücklicherweise waren die Priester da etwas aufgeschlossener - ergo durfte Halford-Knöpfchendreher Roy Z. auch hier auf bewährte Weise tätig werden. Gut so! Denn auch wenn ich mir hie und da (das flotte "Hellrider" kommt am ehesten in den Sinn) auch die Rhythmusgitarren etwas kraftvoller gewünscht hätte, so hat der Mann im Zeichen des Zorro doch im allgemeinen wieder ganze Arbeit geleistet.

Und was macht die Band? Ein klassisches Priest-Album einspielen, das macht sie. Nachdem man zuletzt eher hilflos versuchte, "Painkiller" härtetechnisch an die Wand zu blasen ("Jugulator") oder aber moderneren Trends zu frönen ("Demolition" - schauder!), hält es die reunierte Besetzung im wesentlichen mit Konrad Adenauer: Keine Experimente! Wobei die Scheibe durchaus nicht abwechslungsarm geraten ist - da gibt es rasende Banger wie "Demonizer" oder das erwähnte "Hellrider", die noch am ehesten auf die "Painkiller" gepaßt hätten, aber auch superklassischen Midtempo-Hymnenstoff der "Defenders of the Faith"-Liga ("Deal With The Devil", "Wheels of Fire") - und auch in balladeskes Terrain wagt man sich nach längerer Zeit mal wieder vor. Wo das akustische "Angel" für meine Begriffe ein bißchen zu sehr nach ""Before The Dawn" für Arme" tönt, sorgt andererseits das pianogetragene "Eulogy" für mächtig Gänsehautstimmung und leitet ganz nebenbei noch den überlangen Epic-Doom-Hammer "Loch Ness" ein, der das Album mehr als würdig abschließt (wenn es zwei, drei Minuten weniger wohl auch getan hätten).

Fazit? Einiges hier mag wohl für Judas Priest zwar so sehr Routine sein, daß es des Ausfüllen des Formulars 08/15 entspricht (das banale "Wheels Of Fire" sowie die recht langweilige Ballade "Angel" sind die offensichtlichsten, aber nicht einzigen Kandidaten), aber so richtig scheiße ist auch nix. Und da es im Gegenzug ein paar echte Killertracks zu verzeichnen gibt (der ohrwurmige Opener "Judas Rising" muß unbedingt noch erwähnt werden!), ist das deutlich mehr, als ich zu erhoffen gewagt hatte. Kein Überklassiker vielleicht, aber ein sehr gutes Metal-Album allemal. Wieso ging das eigentlich damals mit dem Ripper nicht?

(c)2005, Ernst Zeisberger