Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Power / US / "True" Metal > Grave Digger : The Clans Will Rise Again

Grave Digger : The Clans Will Rise Again

Es verwundert mich doch ein wenig, wie sehr Chris Boltendahl und auch ein guter Teil der Fachpresse dieser Tage den Unterschied des neuen Albums "The Clans Will Rise Again" zu seinen direkten Vorgängern in den Vordergrund spielen. Sicher: Man kann sich jetzt hinsetzen und punktgenau die Unterschiede im Gitarrenstil der mal wieder umbesetzten Metal-Veteranen auseinander klabüstern, aber eigentlich ist das nur verschwendete Zeit: Grave Digger sind Grave Digger bleiben Grave Digger.

Das soll kein Vorwurf sein, der Schuh der routinierten Langeweile passt vielleicht dem Rock'n'Rolfschen Fuße, aber nicht hier. Vielmehr ist das Hochachtung vor Chris' starker Überzeugung, wie genau diese Band zu klingen hat - und WEN er sich dafür in selbige zu holen hat. Das hat bei Uwe Lulis ebenso geklappt wie bei ex-Rager Manni Schmidt, der unlängst die Tür im Streit hinter sich zuknallte - und auch Axel "Domain" Ritt passt kompositorisch wie spielerisch zur Band, als sei er seit Urzeiten dabei.

In selbigen (den Urzeiten nämlich) ging es bekanntlich erstmals metallisch in die schottischen Highlands ("Tunes Of War" von 1996 stellt bekanntlich einen der absoluten Bandklassiker dar!), aber schon nach dem natürlich zünftig den Sack dudelnden Intro kommt man sich vor, als sei's gestern gewesen. "Paid In Blood" und "Hammer Of The Scots" sind als Opening-Duo ein unwiderstehlicher Doppelschlag teuto-kaledonischer Stahlschmiedekunst und machen nebenbei schon mal klar, dass die Grabschaufler diesmal wieder einen deutlich rauheren, lebendigeren Sound zusammengerührt haben als in letzter Zeit. "Highland Farewell" (mit weiterem genialen Einsatz des Dudelsacks) dreht dann den Hymnenfaktor auf 11 hoch, wie man heuer überhaupt stark auf grosse Refrains setzt. So gibt es auch einen potentiellen Nachfolger für den ewigen Hit "Rebellion", der aber trotz des arg unkreativen Titels "Rebels" keineswegs einen billigen Abklatsch dieses Kultsongs darstellt.

Alles in Butter also? Naja, fast. Chris' Englisch kommt mir diesmal noch abenteuerlicher vor als sonst; es mag wohl daran liegen, dass der Frontmann sich dieser Tage im wesentlichen auf die tieferen Stimmregionen beschränkt. Der schleppende Titelsong z.B. ist darob jedenfalls nur bedingt zu genießen. Zum zweiten hat die Scheibe in der zweiten Hälfte ein paar Nummern an Bord ("Execution", "Spider"...), die über solides Mittelmaß einfach nicht herauskommen, bevor dann das grandiose Pathos-Doppel zum Fistraisen und Mitsingen, "The Piper McLeod/Coming Home", das Stimmungslevel noch einmal gewaltig nach oben treibt. Kein neuer Klassiker also, aber falsch macht man mit dem Erwerb des Albums auch nix.

(c)2010, Ernst Zeisberger