Solchen
Metal hab ich schon einige Zeit nicht gehört. Heute sind ja eher
Trällermelodien, eine aalglatte und dabei so synthetisch sterile Produktion
(einige "Metalfans" nennen es "TOP SOUND") und straighte
Nähmaschinentriggerrhythmen angesagt. Im Underground dann eher die kauzig -
verquere Version des Metals bzw. rumpeliger Scheiß, der zwar nett gemeint ist,
aber durchaus zeigt, daß bei der einen oder anderen Band noch viele Wochen
Proberaum angesagt wären. Und dazwischen gibt es kaum vernünftig donnernde Musik
mit Blues auf der Seele, British Steel im Herzen und einer gehörigen Portion
Boogey im Arsch, sowie positiver Wut in den Blutbahnen. Oder doch?
Aftershok, der Nachfolger der grandiosen Shok Paris
um den inzwischen sehr schwergewichtigen Sänger Vic Hix zeigt uns, daß es auch
noch anders geht. Geradliniger Heavymetal mit deutlich rockendem Einschlag wird
hier für eine knappe Stunde so gekonnt zelebriert, daß sich der geneigte Banger
vor Lust gar nicht mehr einkriegen kann und trotz der sehr erdigen und sicher
nicht wirklich spektakulär erscheinenden Melodien zu keiner Sekunde das Gefühl
der Langeweile in sich aufkeimen spürt. Im Gegenteil, Aftershok regen zwar nicht
zum Nachdenken an, sind mehr körperbetonte Musik, haben aber einen enormen Drive
und eine Intensität an sich, die in diesem Bereich der harten Beatmusik sicher
selten ist. Tiefgang trotz Eingängigkeit lautet die Devise. So manch ein Stück
hier hält einen eher dunklen, fast schon mystischen Unterton parat, während
andere sehr lebensfroh vorantreiben. Es gibt tonnenweise packende bis betörende
Leads, es gibt eine aggressive Stimme voller Leidenschaft und Feuer, es gibt
technisch solide dargebotenes Spiel, sehr exakt auf den Punkt gebracht und doch
fernab aller instrumentalen Selbstdarstellungsorgien.
Aftershok sind eine Heavy Metal Band, die das
ursprüngliche Strassenfeeling wieder entflammen lässt, ehrlich, bodenständig und
den Traditionen verhaftet. Dabei haben sie eine verdammt gute Hand für eben
eingängige, aber weder zu überladene, noch zu biedere Strukturen und wissen
Abwechslung auf ihre Scheibe zu bringen. Treibende Metalsongs, eindeutig vom
Heavy Metal der alten Welt aus den frühen und mittleren 80ern beeinflußt,
stampfende Heavyrocker voller Inbrunst dargeboten, schöne balladeske Einschübe,
was man auch immer will, man bekommt es zu hören. Highlights gibt es am Stück,
das melodische "When comes the rain", das majestätische "The gathering", der
stampfend wuchtige Titelsong, hier rult die Qualitätsarbeit. Blut, Schweiß und
Tränen spürt man diesem Album entfleuchen. Progger brauchen sich hier sicherlich
kein Bein auszureißen, das Album für die Sammlung zu erstehen, denn solch
geradlinigen und bodenständigen Metal scheuen sie ja wie der Teufel das
Weihwasser. Aftershok sind heavy Stoff für gute Stunden, trotz vieler dunkler
oder mystischer Momente mit genügend Lebensfreude gesegnet, um dem Hörer einfach
eine gute Zeit zu schenken. Der Sound ist lebendig, transparent und wuchtig, das
weiß zu gefallen und es passt vor allem sehr gut zur Musik. Trotz ihres
hypertraditionellen Stils haben Aftershok einen sehr eigenen Ausdruck, eine
starke Persönlichkeit, die die Songs tief ins Gedächtnis einbrennt. Auch das ist
ein großer Pluspunkt für diese Band, mit der ich eigentlich gar nicht mehr
gerechnet hätte. Aber da ist sie nun und sie walzt einmal quer über alle Gräben
hinweg. Die Scheibe sollte es bei jedem gut sortierten Mailorder zu kaufen
geben, checkt die bekannten Versände mal an, es lohnt sich. Wer auf erdigen
Metal wie Armed Forces (remember Mike Henry RIP?) oder viele Armored Saint
Sachen steht, der kann sich hier einen fetten Brocken auf dem Einkaufszettel
notieren.
(c)2005, Sascha Maurer