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Rush: Caress Of Steel (1975)

Rush, ein Name wie ein Tausendtonner, zumindest innerhalb der Proggemeinde. Berühmt durch unbestreitbar geniale Kompositionen à la „Tom Sawyer“, „La Villa Strangiato“, „Marathon“ und und und...

Doch „Caress of Steel“ ist nicht etwa ein Synthieinferno wie „Hold Your Fire“ sondern ein für heutige Bedürfnisse trockenes, aber immer noch herausragendes Werk der Seventies.

Der Opener „Bastille Day“ rockt direkt mit einem supereingängigen Hauptriff, weswegen ich den Song ziemlich gern höre. Weiter geht‘s mit „I Think I’m Going Bald“ das textlich ganz klar in die Sparte „Rush-Humor“ einzuordnen ist. Wer schreibt schon einen Song über seine schwindende Haarpracht? Klar, Drei wohl ziemlich verkiffte, geniale, seltsam aussehende Kanadier!

„Lakeside Park“ ist soft , tragend und mit einem süßlichen Refrain gespickt, der Geddys Stimme Seventies-like richtig schön hochzieht.

Okay, Joints raus, Schlaghosen an: Longtracks sind angesagt! Der erste der beiden, „The Necromancer“ (für Progfreaks unbeeindruckende 12:30 Minütchen lang) startet tragend mit dem ersten Part „Into the Darkness“ und erinnert durch die tragende Melodie sehr an Pink Floyd. Der zweite Part („Under the Shadow“) beginnt mit seltsamem Gequatsche, das viele wohl eher nerven wird, aber darauf folgt eine absolut hammermäßige Gesangsline, die dies locker wieder wett macht. Danach steht frickeln in Reinkultur an, sehr toll gemacht, aber  fest in den Siebzigern verwurzelt. Im Allgemeinen ist „The Necromancer“ ein toller Longtrack mit guten Stellen, aber durch die Hörpsielversatzstücke sehr anstrengend. Wenn die 3 Kanadier daraus doch nur einzelne Songs draus gemacht hätten....

Dann folgt der in sechs Parts unterteilte 20-minütige Rausschmeißer „The Fountain of Lamneth“.

„In The Valley“ startet mit einer Akustikgitarre und Geddys zerbrechlicher Stimme, bevor man das erste Mal das immer wiederkehrende Mainriff hört und es cool findet. Im Laufe des Songs nervt es nach einer Zeit schon, aber zum Glück ist „The Fountain of Lamneth“ sehr abwechslungsreich. „Didacts and Narpets“ ist wohl das Kind eines Horrortrips, ein total ausgeflipptes, einminütiges Drumsolo mit seltsamen Schreiern und Ausrastern von Geddy und Alex gespickt.

Die restlichen Parts sind relativ ausgewogen, aber eben nur was für Rush- bzw. Siebziger-Progfans.

Aber „Caress of Steel“ ist ganz klar eine Weiterentwicklung vom stark Led Zep-beeinflußten Helium-Hardrock der ersten beiden Alben, am besten bei den zwei Longtracks nachzuhören.

 Also: Siebzigerproggies, ihr könnt zuschlagen, vor allem für die günstigen Preise der Remastered-Edition!

 Geddy Lee – Bass

Alex Lifeson – Guitars

Neil Peart – Drums and Percussion

 

(c)2005, Tim Nagel