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Cruachan : Folk-Lore

Die Verbindung von irischen Folk-Sounds mit deftigeren Tönen ist spätestens seit den unvergessenen Thin Lizzy (“Black Rose”, “Emerald”) nichts Neues mehr in der kunterbunten Crossoverwelt des Rockzirkus. Diese Iren gehen allerdings einige Schritte weiter in Richtung des traditionellen keltischen Kulturguts als es die Mannen um Phil Lynott jemals waren. Erstaunlich, entstammen Cruachan doch ursprünglich der Black Metal-Szene, mit der man heute mit Ausnahme des ziemlich fehl am Platze wirkenden Bonustracks “To Invoke The Horned God” (ursprünglich von ihrem Debütwerk) und ein paar spärlich eingestreuten Kreischattacken nur noch recht wenig gemein hat.

Statt dessen gibt es hier kraftvollen Folk-Metal zu hören, der zwar zu Assoziationen mit den Vorreitern Thin Lizzy oder Skyclad einladen mag, der sich aber vor allem durch den verstärketen Einsatz von Flöten, Fiedeln, Mandolinen und zahlreichen anderen Original-Instrumenten (was zum Geier ist ein Bouzouki oder ein Bodhrán? Was zu essen?) deutlich von diesen abzusetzen weiß. Auch gesanglich bietet man mächtig Abwechslung – so duelliert sich die klare, angenehme Stimme von Frontfrau Karen Gilligan in Klassesongs wie “Ossian’s Return” (erinnert stark an ihre Landsleute von Primordial), “The Children of Lir” oder der stimmungsvollen Ballade “Ride On” mit den rohen Metalvocals von Multi-Instrumentalist Keith Fay. Als Gast gibt sich auch Shane MacGowan von der Folk-Legende The Pogues die Ehre – sein besoffenes Genöle des Traditionals “Spancil Hill” geht mir allerdings tierisch auf die Senkel. Ist wohl für echte Folkfans bestimmt aber irgendwie Kult. Der intolerante Metalhead in mir merkt immerhin positiv an, daß MacGowan auch produziert hat, und das immerhin recht überzeugend.

Auch inhaltlich beschäftigt man sich mit historischen (“Bloody Sunday”) und mythologischen (“Exiles”, “Ossian’s Return”) Begebenheiten aus dem keltischen Kulturkreis, hat für weniger Bewanderte auch gleich seitenlange Erklärungen des lyrischen Backgrounds ins Booklet gepackt. Sehr lobens- wie lesenswert! Rundet gemeinsam mit dem erstklassigen Artwork aus der Feder von Flötist John O’Fathaigh eine herrlich bizarre, recht kultige Metal-Erfahrung ab, die an der grünen Insel Interessierte keinesfalls missen sollten.

(c)2002, Ernst Zeisberger