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Tad Williams - Shadowmarch

Premiere bei SACRED METAL. Das erste Buchreview auf diesen Seiten, welches nichts mit Metal zu tun hat! Was? Bücher! Ja genau, das sind diese dicken Dinger mit Seiten aus Papier, die ihr bestimmt in irgendeiner Ecke verstecken musstet, weil sie die Sicht auf die Plattensammlung versperren! ;)

Obwohl - Titel ("Shadowmarch") und Untertitel ("An Epic Fantasy") klingen schon sehr nach Metal. Tad Williams dürfte im SF- und Fantasybereich mittlerweile einen hohen Bekanntheitsgrad innehaben, wenngleich mich die Werke, die ich kenne, bisher allesamt noch nicht vollends überzeugen konnten. "Otherland" habe ich nach anderthalb Büchern abgebrochen (zu langweilig), "War Of The Flowers" fand ich ebenfalls nicht prickelnd und die hochgelobte "Memory, Sorrow & Thorn" - Trilogie kenne ich zu meiner Schande noch gar nicht. "Shadowmarch" ist nun das erste Buch einer zunächst auf drei Bände ausgelegten Reihe, die vor Jahren mal als Internetprojekt geplant war. Zum Glück ist daraus nichts geworden, denn sonst hätten Fantasyfans auf ein wirklich empfehlenswertes Buch verzichten müssen. Dabei ist "Shadowmarch" nicht mal sonderlich originell: Es geht um das Reich Shadomarch, in dessen nördlichen Teil sich das Schloss Southmarch befindet. Hinter einer imaginären Grenze im Norden endet die bekannte Welt. Die Menschen haben vor Jahrhunderten die Quar, ein "fairy folk" hinter eben jene Grenze verbannt. Nun brodelt es im Reich und Armeen sammeln sich, um Shadowmarch sowohl von Norden als auch von Süden (wo die Armeen des "Autarchs" Schrecken verbreiten) anzugreifen.

Soweit, so typisch. Tad Williams Besonderheit ist aber seine Fähigkeit, interessante Charaktere zu erschaffen, mit denen man mitfühlt und deren Schicksal einen Seite um Seite umblättern lässt. Chaven beispielsweise, ein Mediziner, der mit raren Fähigkeiten aufwartet. Oder aber der "Funderling" Chert, der einen ausgesetzten Jungen findet und schon bald bemerken soll, was es mit diesem Jungen auf sich hat. Oder der Poet Matty Tinwright, dessen Naivität ihn ein ums andere Mal in Schwierigkeiten bringt. Schließlich fühlt man mit den beiden Geschwistern Briony und Barrick, die die ganze Last des Königreiches auf ihren Schultern tragen - eine Last, die ihnen beinahe zu viel wird.

Ich möchte hier selbstverständlich nichts weiteres zum Plot verraten, nur soviel: seit den Götterwerke von George R.R. Martin habe ich mich im durch viel Schund leider verwaschenen Fantasy-Genre nicht mehr so gut unterhalten gefühlt. An die Leser hier, die mit Welten ohne viel Magie etwas anfangen können: zugreifen!

(c) 2005, Michael Kohsiek