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Demiurg : Slakthus Gamleby

Demi wer? Ach ja, ein weiteres von grob geschätzten fünftausend Projekten des vielbeschäftigten Rogga Johansson. Den Unterschied macht hier die überaus hochkarätige Besetzung, die nach Wortanzahl bezahlten Schreibknechten mit Faible für Aufzählungen der jeweiligen Ex-Bands der Beteiligten schon mal 'n paar Monate Wasser und Brot sichern würde. Beschränken wir uns hier mangels derartiger Motivation mal aufs Wesentliche: neben Johanssons treuem Spießgesellen Johan Berglund (b.) lärmen hier der einstige Gorefest-Taktangeber Ed Warby (dr.) sowie Szenelegende Dan Swanö (g., keys) fleissig mit.

"Slakthus Gamleby" ist bereits das dritte Album von Demiurg, die man bisher am ehesten als solide, aber nicht aussergewöhnliche Mischung aus oldschooligem Schwedentod und boltthrowerigem Panzerketten-Groove zusammenfassen konnte. Erste Andeutungen, dass man zu mehr fähig sein könnte, gab es auf dem Vorgänger "The Hate Chamber" in Form des überragenden "Cult Of Dagon" zu hören, der neben Lovecraftscher Finsteratmosphäre auch ein kleines Experiment mit Klargesang zu bieten hatte und so daran erinnerte, dass der Herr Swanö doch auch irgendwann mal bei einer Band spielte, die mehr als die üblichen Szene-Standards auf der Pfanne hatte.

Die schlechte Nachricht: einen derart herausragenden Song gibt es auf dem Nachfolger "Slakthus Gamleby" nicht. Die gute: das liegt daran, dass sich der Qualitätsdurchschnitt allgemein beachtlich gen Decke verschoben hat. Das Fundament mag nach wie vor dasselbe sein (s.o. - Grave, Dismember oder eben England's Finest), alleine man stellt mehr damit an. Schon der urtypische Opener "Life Is A Coma" ist deutlich eingängiger ausgefallen als bisherige Beiträge dieser Gangart und besticht sowohl durch die den höllischen Groove unterstützende, hochmelodische Leadarbeit seitens Dan als auch durch (spärlich eingesetzte) weibliche Klarvocals. Letzte übernimmt auf dem kompletten Album immer mal wieder die Holländerin Marjan Welman (u.a. von Ayreons Letzter bekannt), was im Falles des gemäßigteren "Cold Skin" auch mal etwas produziert, das in einer anderen Welt wohl hitverdächtig zu nennen wäre.

Ebenfalls seine Stimme erhaben darf Drummer Warby, der damit das seine tut, den monströsen, doomigen Brocken, der sich da "Travellers Of The Vortex" nennt, zu einem künftigen Klassikerkandidaten zu erheben. Und in diesem Zusammenhang muss auch Swanös vielschichtige Keyboardarbeit lobend erwähnt werden - von sphärischen, zuweilen an bombastische Black Metal-Acts* erinnernden Sounds, die die nach wie vor stark Lovecraft/Cosmic-Horror-beeinflussten Lyrics perfekt illustrieren, bis hin zu den aus Edge Of Sanitys "Crimson"-Phase bestens bekannten Flirts mit klassischen Progrock-Tastenkästen zieht der Altmeister alle Register. Spätestens, wenn in dem verflucht schnellen "From Laughter To Retching" urplötzlich diese altbekannten, Marillion-lastigen Sounds ertönen, fühlt man sich als alter EOS-Veteran gleich wieder wie zuhause.

Kritik? Wenig. Zuweilen hört man dem Endprodukt den Projektcharakter halt doch noch an - wenn das hier denn nicht "nur" ein Seitensprung von Dutzenden seitens der Beteiligten wäre, liesse sich sicher auch ein Klassiker der "The Spectral Sorrows"-Liga herausholen statt "nur" ein sehr gutes Werk. Zumal knappe 40 Minuten bzw. acht Songs, unter denen sich mit dem bestenfalls soliden Füller "The Cold Hand Of Death" auch ein weniger zwingender Beitrag befindet, auch nicht eben die Welt sind. Nichtsdestotrotz zählt ein Besuch im Schlachthaus zu Gamleby bisher zu den zwingendsten Death Metal-Trips des Jahres.

 

 

 

*Ihr wisst schon, die Art Bands, über die die Elite immer sagt: "Das ist aber gar kein richtiger Black Metal."

(c)2010, Ernst Zeisberger