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Cornerstone : Arrival

Wenn eine Platte jemals zur falschen Zeit herauskam, war das wohl Rainbows "Stranger In Us All"-Meisterwerk. 1995 wird sicher nicht als das Jahr des melodischen Hard Rock in die Geschichtsbücher der Metal-Ära eingehen; und so werden eine Menge Fans sicher verpaßt haben, daß damals ein Mann namens Dougie White das mit weitem Abstand beste Regenbogen-Werk seit "Long Live Rock'n'Roll" einsang. Zwei Touren später hatte Ritchie Blackmore mal wieder die Schnauze voll von allem und jedem, so daß er sich ins finstere Mittelalter verzog und die "Stranger..."-Besetzung niemals eine zweite Chance auf Tonträger bekam. Seit dem habe ich von Mr. White schlicht und ergreifend gar nichts mehr gehört - um so mehr freute ich mich auf sein "Comeback" mit der dänischen Truppe Cornerstone.

Diese Band, die Dougie gemeinsam mit Royal Hunt-Bassist Steen Mogensen gründete, steht für atmosphärischen, keylastigen Hard Rock, der mich eher an Royal Hunt als an Rainbow erinnert. Kein Wunder, war doch Dougie bereits bei Ritchie Blackmore nicht der fleißigste Songwriter; nebenbei spielte (außer Sänger John West natürlich) die komplette Mannschaft der königlichen Jäger den Cornerstone-Erstling ein. Da RH-Mastermind Andersen mit dem Songwriting hier nix am Hut hatte, bleiben wir von endlosen Keyboard-Interlüden glücklicherweise verschont; wirklich eingängig werden die Songs dadurch aber nicht. Mal abgesehen vom erstaunlich ruhigen Opener "Walked On The Water" und dem Mega-Ohrwurm "Straight To The Bone" braucht die Scheibe schon den einen oder anderen Durchlauf, um wirklich hängen zu bleiben -  aber gerade die arg Purple-beeinflußten "Gift Of Flesh" und "Grain Of Sand" werden dem Zuhörer die Geduld belohnen.

Das alles ist vielleicht kein Weltklasse-Material (dafür fehlt mir alleine schon 'ne ganze Schippe Gitarren-Power...), für Fans der beteiligten Musiker aber sicher mal ein Reinhören wert. Gerade Dougies unverändert grandiose Vocals sind für mich schon die halbe Miete - vielleicht sollte sich Mr. Blackmore diese Scheibe in einer ruhigen Minute mal zu Gemüte führen. Er könnte wieder Bock auf Rock bekommen...

(c)2000, Ernst Zeisberger