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Ernies Metaljahr 2006

2006? Find' ich gut! Metalmässig stimmte dieses Jahr so ziemlich alles. Mehrere alte Heroes rissen sich noch mal am Riemen und legten gute bis hervorragende neue Alben vor, der Underground brodelte eh und vom kuscheligsten AOR bis hin zum derbsten Death Metal gab es allerorten mächtig viel zu entdecken. Da kann es kaum verwundern, daß es schwieriger denn je war, sich auf 20 Highlights des vergangenen Kalenders zu beschränken. Versucht hab' ich's natürlich heldenhafterweise aber trotzdem wieder...

In diesem Sinne: hier sind...

...die 20 besten Alben des Jahres 2006

1. Pharaoh - The Longest Night

US-Metal für die Ewigkeit. Ich habe lange geschwankt, ob jetzt dieses Album oder der letztendliche Platz 2 die Pole Position einnehmen würde. Auch wenn das Rennen letztendlich superknapp wurde: der Newcomerbonus zum einen (für die Korinthenkacker unter uns: jawoll, ich weiß, daß das hier schon das zweite Album ist. Vergleichsweise gesehen natürlich. ;-)) und die Tatsache, daß man mit dem übergöttlichen Epic "By The Night Sky" für den Song des Jahres verantwortlich ist, zum anderen, hat letztendlich für den Ausschlag zugunsten der Pharaonen um Weltklassesänger Tim Aymar gesorgt.

2. Slayer - Christ Illusion

Die Zweitplazierten können sich ja immer noch den Orden für das "Comeback des Jahres" an die stolzgeschwellte Brust heften. Wer hätte es im vornherein schon für möglich gehalten, daß Slayer noch zu einem derartigen Donnerschlag in der Lage wären? Zu lange her schien doch die Zeit der ganz großen Klassiker. Aber "Christ Illusion" schließt mühelos zu eben diesen auf und ist das Thrash-Ereignis des Jahres.

3. Jon Oliva's Pain - Maniacal Renderings

Um Welten besser als sein Solodebüt ist der neueste Rundling vom Mountain King und Gefolge. Seine mit Abstand stärkste Gesangsleistung seit Jahren, die deutlich druckvollere Produktion sowie die verstärkte Orientierung am guten alten Metal der old-Savatage-Schule - selbstverfreilich ohne dabei die Entwicklungen der letzten Jahre in Richtung Bombast-Rock in die Songwriting-Mülltonne zu befördern - sorgen alle dafür, daß es sich bei "Maniacal Renderings" um eine der schönsten Überraschungen des vergangenen Jahres handelt..

4. Unleashed - Midvinterblot

Jüp, genau so und nicht anders muß der olle Schwedentod klingen. Ohrwürmer am laufenden Bande, pausenlos abgefeuerte Killerriffs und mit dem genialen Titeltrack eine der Stimmungs-Hymnen überhaupt. Death Metal - no compromise!

5. Jorn - The Duke

Das Hardrock-Highlight Nr.1 hätte in einer besseren Welt eigentlich mal mindestens vier Hitsingles hervorgebracht, die dann in den Charts rauf- und runter gespielt worden wären. Aber die Zielgruppe wartet ja lieber gespannt auf das nächste Sensations-Comeback von Van Halen, Whitesnake oder wem auch immer, der vor zwanzig, dreißig Jahren mal groß war. Frohes Warten wünsche ich weiterhin - während ich ein weiteres Mal Göttertracks wie "Stormcrow", "Blacksong" oder den etwas an Dio erinnernden "We Brought The Angels Down" (....and made them eeevil!) in angemessener Lautstärke durch die gute Stube dröhnen lasse...

6. Solitude Aeturnus - Alone

Acht Jahre Warten haben sich gelohnt, denn die Texas-Doomer haben ihr bestes Werk seit dem famosen "Through The Darkest Hour"-Meilenstein gezimmert. Episch, ergreifend, erschütternd - wollen wir mal sehen, was die (derzeit noch sängerlosen) Candlemass diesem Brocken Metal entgegenzusetzen haben werden.

7. Sacred Steel - Hammer Of Destruction

Back to the roots ging es bei Sacred Steel. Das kann nichts Schlechtes sein, und so haben die Jungs insbesondere mit dem furiosen "Maniacs of Speed" einen meiner Favesongs des Jahres eingetrümmert, überzeugen aber auch sonst auf ganzer Linie. Besonders empfehlenswert ist das limitierte Boxset, daß das Wunderwerk quasi auf doppelte Länge aufbläst.

8. Motörhead - Kiss Of Death

Die neuerliche Hochphase bei Lemmy&Co. hält an - das x-te Album des Trios knüpft von der Qualität nahtlos an den famosen Vorgänger "Inferno" an, zeigt sich aber deutlich rocklastiger und abwechslungsreicher als dieser. Das neue Bandmotto trifft den Nagel auf den Kopf: "Whatever you do, we did it first, and better." So isses.

9. Amon Amarth - With Oden On Our Side

Hymnischer Wikingertod, die zweite. Amon Amarth zelebrieren etwas mehr den True Metal als ihre Kollegen von Unleashed (manch ein Song könnte - minus des aggressiven Gesangs natürlich - locker auch von Manowar stammen), was unsere Drachenbootfahrer natürlich auch für Otto Normalmetalhörer interessanter macht. Da ist der endgültige Durchbruch keine Prognose mehr.

10. Bal-Sagoth - The Chthonic Chronicles

Pathos pur von den britischen Bombast-Blackmetallern. Sollte das tatsächlich, wie schon mal gerüchtet, das Abschiedsalbum der englischen Exzentriker sein, dann wäre dies ein würdiges. Aber hoffen wir, daß es anders kommt.

11. Iron Maiden - A Matter Of Life And Death

Auch wieder deutlich im Aufwind. "A Matter..." ist nicht nur das erste Album der Eisernen, das hierzulande die Pole Position in den Charts eingefahren hat, sondern auch kompositorisch und produktionstechnisch (wer hätte das gedacht! An alte Martin Birch-Tage kommt's natürlich trotzdem nicht ran...) um Welten besser als zuletzt das uninspirierte "Dance Of Death". Klar, die beinahe ausschließlich episch-ausladende Ausrichtung war ein Risiko (und ein, zwei Songs erledigt auch bei mir ständig die Skip-Taste), aber alles in allem gibt der Erfolg Steve Harris&Co. recht. Up the irons!

12. Vicious Rumors - Warball

Na endlich: das erste wirklich gelungene VR-Album seit dem tragischen Tod von Carl Albert! Mit den alten Gesellen Dave Starr und Larry Howe sowie Kultsänger James Rivera an Bord hat sich Geoff Thorpe noch mal aufgerafft und ein wirklich klasse Comeback eingezockt. Wenn es auch ein bißchen arg in die Priest-Ecke geht, aber das ist ja nix, was man beweinen müßte.

13. Crescent Shield - The Last Of My Kind

Noch mal feinster US-Metal von Ex-Mitgliedern von Kulttruppen wie Onward oder Destiny's End, der für alle Fans von ebendiesen (oder auch Helstar, New Eden & Co. ...) einen Pflichtkauf allererster Güte darstellt.

14. Falconer - Northwind

Mathias Blad is back, und Falconer sind wieder zurück auf Kurs. Mindestens sechs Songs sind künftige Klassiker, und auch wenn die Scheibe wegen ein paar schwächerer Nummern gegen Ende nicht an die Klasse des Debüts herankommt, so entschädigt doch die zweite CD, auf der man diverse schwedische Folksongs im Metalgewande präsentiert, ein wenig dafür.

15. My Dying Bride - A Line Of Deathless Kings

Die grauen Herren schlagen wieder zu: finsterer Doom für finstere Tage. Schöner leidet's sich kaum, und so muß es bei einem Album dieser Briten doch einfach auch sein. Nicht ganz "The Light..." vielleicht, aber doch auch nicht allzufern davon entfernt.

16. Meat Loaf - Bat Out Of Hell III : The Monster Is Loose

Sieh an: Bon Jovi-Hitfabrikant Desmond Child hat es zumindest streckenweise hinbekommen, den unverkennbaren Stil von Pomp-Gottvater Jim Steinman und den seinen zu einem homogenen Ganzen zusammenzuschweißen, der gegenüber den übermächtigen ersten zwei Einträgen in die "Bat Out Of Hell"-Saga nicht entscheidend abstinkt. (Und heavier daherkommt als die neue Virgin Steele. [/seitenhieb]).

17. Necrophobic - Hrimthursum

Wer noch einen Ersatz für die mittlerweile indiskutablen Dissection brauchen sollte: mit diesem Album liegt Ihr nicht ganz falsch. Brillanter Death/Black Metal, der ganz nebenbei noch von einem der coolsten Cover des Jahres gekrönt wird.

18. Dismember - The God That Never Was

Mal wieder höllisch gut ist die neueste Schlachtplatte dieser Veteranen. Zum x-ten Male schaffen die Schweden den Spagat zwischen einem ever flowing stream voller Hass und Verderben (diesmal in Richtung diverser religiöser Spinner dieser Welt gerichtet) und der schier unmöglich erscheinenden Aufgabe, die Iron Maiden für die extreme Generation darzustellen. Wenn ich eine Nummer wie das famose "Phantoms (Of The Oath)" - das beste Instrumental, das Murray/Smith nach "Transsylvania" nie geschrieben haben! - höre, kann ich mich nur ein weiteres Mal wundern, wie verdammt unterbewertet ein David Blomqvist in dieser unserer Szene noch immer ist.

19. Toto - Falling In Between

Die größte Ansammlung von Gesangstalent jenseits des Jahrestreffens der Wiener Sängerknaben - und deutlich weniger anstrengend zu hören ;-) - bietet der neueste Rundling der amerikanischen AOR-Legende. Dazu das gewohnt gefühlvolle Gitarrenspiel eines Steve Lukather, and you got a winner...

20. Circle II Circle - Burden Of Truth

Zak Stevens klang selten besser als auf dem dritten Album seiner neuen Band, auf dem er sich nun auch kompositorisch vollständig von Savatage emanzipiert hat. Richtige Überklassiker der "Gutter Ballet"-Liga vermißt man zwar, aber das durchgehend starke Material rechtfertigt natürlich auch so einen Platz in dieser Liste - und läßt den schwachen Vorgänger schnell vergessen werden.

 

Das beste Livealbum des Jahres 2006...

 

...geht an Kamelot mit "One Cold Winter's Night". Am besten natürlich die Variante mit (Doppel-)DVD, denn die Jungs haben sich auch von der Inszenierung der Songs her so einiges einfallen lassen. Und der bestens aufgelegte Roy Khan beweist mal wieder, daß er zu den stimmgewaltigsten Vertretern seiner Zunft gehört. Alleine, Jungs - wäre euch ein Zacken aus der Krone gebrochen, wenn ihr ein paar ältere Songs angestimmt hättet?

 

Die beste Eigenpressung des Jahres 2006...

...bleibt hier im Lande. Divinus stehen auf "Nine Ways To Rome" für einfallsreichen, progressiven Melodic Metal der Sonderklasse, der über die üblichen Stilgrenzen hinaus voll und ganz überzeugt. Alle Wege führen halt nach Rom...

 

Die Enttäuschungen des Jahres 2006

 

- Mit Ausnahme von Falconer haben die Größen der Euro-Metal-Szene nahezu ausnahmslos enttäuscht. Sei das nun Hammerfall, Rhapsody (of Fire! Und Turillis Sologefudel gleich dreimal!), Edguy...allerorten viel Lärm um nichts. Auch die neue Blind Guardian ist irgendwo zwischen Gut und Böse - nicht mal wegen sonderlich schlechter Songs, aber man kann eine Platte auch kaputtproduzieren.

- Letztgenanntes gilt gleich dreifach für Herrn David D. aus N.Y. ! Nur halt im anderen Extrem. Von der Qualität der Songs her ist Virgin Steeles "Visions Of Eden" ein klarer Kandidat für die Top 20, aber wenn man sich alle Mühe gibt, "St. Anger" wie eine meisterhafte Produktion aussehen zu lassen, muß einfach mal kräftig abgewatscht werden.

- Immer noch kein neues Album von Heathen...

- Der andauernde Line-Up-Zirkus bei Candlemass...

- Das ewige Kasperletheater im Hause Manowar. Immerhin: diese Band darf sich schon alleine für ihre neue DVD stolz den Spinal-Tap-Gedächtnis-Award ins Regal stellen!

- Europe - Secret Society. Nur noch ein Schatten ihrer selbst, aber von jedem Hinz und Kunz gebauchpinselt bis zum Gehtnichtmehr! Why? Wenn ich halbherzige Nölrock-Einflüsse haben wollte, würde ich...nope, diesen Satz kann ich nicht mal zu Ende denken. ;)

 

Und für 2007 hoffe ich auf...

Schau'n mer mal...Manowar, Saxon, Priest, Masterplan mit Mike DiMeo, wie immer Heathen, Manilla Road, Agent Steel, Atlantean Kodex, Ironsword, Kamelot, Nile, While Heaven Wept, das Boxset von Solstice, konstanter spielende Bayern (hey, es ist ein Wunsch-, kein Prophezeihungszettel!) und die neuen Songs von Sabbath mit Dio. Ansonsten lasse ich mich wie immer gerne überraschen...

Man sieht sich denn in 365 Tagen an dieser Stelle,

(c) 2007, Ernst Zeisberger