Dark At Dawn...eine der größten Newcomer-Hoffunungen aus
diesem unserem Lande seit ewigen Zeiten - gerade auch, weil man sich traut,
gegen den Strom zu schwimmen und eine absolut eigenständige, düster
angehauchte Variante des Power Metal gegen die Heerscharen von Helloween-Clones
ins Rennen um die Fangunst zu schicken. Und auch wenn dieses kurze Interview
dank E-Mail-Kontakt-Chaos zwischen Iron Glory, Frontröhre Thorsten "Buddy"
Kohlrausch und nicht zuletzt dem absolut schlafmützigen Verfasser dieser
Zeilen "ein bißchen" länger gedauert haben sollte - mein Motto
ist da "besser spät als nie", und die zwei Alben sind ja seitdem auch
nicht schlechter geworden, gelle? ;-) Lauschet nun also mit mir Buddys
Worten...
Sacred Metal: Ihr habt die Band
anno 1993 gegründet. Nicht gerade die Zeit, die man spontan mit den
Worten "Heavy" oder "Metal", geschweige denn beiden, in Verbindung bringen
würde. Wie kam man denn seinerzeit zu dieser wunderbaren, damals leider
etwas aus der Öffentlichkeit verschwundenen Musik? Und was waren die
damaligen Faves, die zur Bandgründung / den Stil der Band
inspirierten?
Buddy: Tja, wahrscheinlich lief
es so, wie bei den meisten jungen Bands: man kennt sich, hört die gleiche
Musik, merkt, daß alle einigermaßen musikalisch sind und
gründet eine Band. Ob Metal damals "in" war oder nicht, war allen
scheißegal. Damals haben wir viel Metallica und Slayer nachgespielt,
aber eigentlich recht früh angefangen auch eigene Songs zu
schreiben.
Sacred Metal: Nach der '95er "Oceans Of Time"-EP
herrschte ja lange Zeit erst mal Funkstille aus dem Hause Dark At Dawn, wohl
auch besetzungstechnisch bedingt. War es dann schwierig, für eure Art
Musik eine passende Plattenfirma zu finden?
Buddy: Klar war das schwierig. Als
wir die "Oceans Of Time" gemacht haben, hat sich keine Firma getraut, "richtigen"
Metal zu machen. Das hat ziemlich frustriert. Mit der "Baneful Skies", die
wir ja in Eigenregie produziert haben, hatten wir dann einige Angebote, wobei
wir uns letztendlich für Iron Glory entschieden haben.
Sacred Metal: Wie siehst Du heute
die lange Pause zwischen der "Oceans Of Time" und dem offiziellen Debüt,
"Baneful Skies" (für mich eins der besten deutschen Metal-Debüts
überhaupt!)? Vertane Zeit oder die Chance, als Band (gerade auch als
Songwriter) zu wachsen?
Buddy: Das kann man wahrscheinlich
selbst nur schwer einschätzen. Auf der einen Seite war es mit Sicherheit
ein Reifungsprozeß; andererseits hat es aber auch sehr genervt, daß
nichts passierte. Gerade weil speziell ich persönlich ein sehr ungeduldiger
Mensch bin...
Sacred Metal: Die Metal-Szene ist heute ja,
nach dem tiefen Absturz in den frühen Neunzigern, wieder einigermaßen
"gesundet", manche reden gar schon wieder von "überlaufen". Gehörst
Du auch dazu, oder siehst Du das alles nach dem Motto "je mehr, desto
besser"?
Buddy: Um Gottes Willen! Es gibt
viel zu viele Bands und viel zu viele Releases. Das kann doch kein Mensch
kaufen! Nochdazu ist das meiste nur abgekupfert bzw. drittklassig kopiert...
Kaum eine neue Band hat wirklich ihre eigenen Trademarks, und das ist, finde
ich zumindest, ziemlich langweilig und belanglos.
Sacred Metal: Und, mal ganz spezifisch
gefragt, wie seht Ihr die deutsche Metal-Szene heute so? Fave-Bands?
Enttäuschungen?
Buddy: Puh, das ist eine schwere
Frage. Generell bin ich eher von den Bands enttäuscht. Kaum eine Band
setzt Maßstäbe. Allerdings muß man sagen, daß die
weitaus innovativeren Bands aus dem Osten kommen, obwohl sich mittlerweile
auch da das "Copy and Paste"-Vorgehen etabliert hat. So richtig geil sind
eigentlich fast nur die großen Originale. Natürlich gibt es auch
positive Ausnahmen, wie z.B. die Apokalyptischen Reiter.
Was ich im Moment geiler finde, sind die Fans! Die sind lange nicht
mehr so verbohrt wie früher...
SacredMetal: Öhm...genau, sind wir! Wie seid Ihr heute
mit dem Abschneiden des "Baneful Skies"-Debüts zufrieden? Sowohl in
der Fachpresse (wo sie m.E. außerhalb der Fanzines völlig
unterbewertet wurde!) als auch verkaufstechnisch?
Buddy: Die Reaktionen waren von
allen Seiten aus überraschend - im positiven Sinne - oder zumindest
okay. Natürlich wünscht man sich überall die
Höchstpunktzahl, aber das ist nunmal absolutes Wunschdenken. Wir sind
also ganz zufrieden mit den Reaktionen auf die "Baneful Skies" gewesen...
Sacred Metal: Wie seid Ihr auf die
Idee gekommen, den Chris DeBurgh-Klassiker "Don't Pay The Ferryman" zu covern;
und was haltet Ihr so allgemein vom guten Chris? (Ich frage das, weil ich
bis zum Erscheinen eurer CD immer dachte, ich sei der einzige Metaller im
Universum, der auf die frühen DeBurgh-Scheiben steht...) Evtl. ein
Fave-Album/Song?
Buddy: Der "Ferryman" ist einfach ein geiler
Song, der danach schrie, endlich als Metalsong umarrangiert zu werden. Wir
finden durch die Bank Chris deBurgh ziemlich gut. Das beste Album finde ich
eigentlich ist "Crusader", wovon mir der Titelsong eigentlich auch am besten
gefällt.
Sacred Metal: Jepp, "Crusader" ist
neben der "The Getaway" auch immer noch mit mein Lieblingsscheibchen. Aber
kommen wir langsam auch mal zum neuen, abermals exzellenten Album, "Crimson
Frost". Ich persönlich sehe die Scheibe als konsequente Fortführung
des "Baneful Skies"-Stils, würdest Du mir da zustimmen? Wenn nein, wo
seht Ihr die größten Veränderungen zum Debütalbum?
Buddy: So sehen wir das auch.
Natürlich gibt es einige Veränderungen. Ist aber auch klar! Wer
von uns musikalische Stagnation erwartet, wird aller Wahrscheinlichkeit nach
enttäuscht werden. Die "Crimson Frost" ist im allgemeinen grooviger
und weniger verspielt ausgefallen als die "Baneful Skies". Das liegt aber
zu einem großen Teil auch am Produzenten Andy Classen, der um einiges
"rauher" zur Sache geht als Olli Philipps, der Produzent des ersten
Albums.
Sacred Metal: Die Lyrics lesen sich
wieder höchst interessant. Erzähl' mir doch 'n bißchen über
Eure Inspirationen, Aussagen o.ä. in Euren Texten!
Buddy: Wir wollen mit unseren Lyrics
nicht die Welt verändern. Gerade auf der neuen Platte sind viele Texte
sehr persönlich und wirken wahrscheinlich auf jeden Hörer anders.
Sie sind diesmal deutlich trauriger ausgefallen als auf dem Debut. Das liegt
daran, daß unseren Texten unsere aktuellen Gefühle zu Grunde liegen,
und nichts weiter... In einem Interview wurde ich kürzlich darauf
angesprochen, ob einige Lieder niedergeschriebene Träume sind; ich
fühlte mich ziemlich ertappt und war verblüfft; denn das traf den
Nagel so ziemlich auf den Kopf... Deswegen ist es auch schwierig, eine generelle
Message über die Songs zu stülpen; da soll sich mal jeder seine
eigenen Gedanken drüber machen.
Sacred Metal: Ach ja, erzähl' auch mal
was über den Mann, der Eure Cover und Booklets höchst stimmungsvoll
gestaltet hat! Erstklassige Arbeit, wie ich finde...
Buddy: Finden wir auch! Speziell
mit dem Artwork zur neuen Scheibe hat er sich selbst übertroffen! Der
Mann heißt Marko Schröder und ist ein guter Freund von uns. Er
macht diese Sachen bereits seit über sechs Jahren für uns und hat
uns noch nie enttäuscht. Im Gegenteil; er überrascht uns immer
wieder mit seinen Einfällen.
Sacred Metal: Glaubt Ihr, daß
Ihr euch nach nunmehr zwei Alben als feste Größe des deutschen
Metals etablieren könnt? Was sind diesbezüglich Eure Hoffnungen
bzw. Erwartungen für die nahe Zukunft?
>Buddy: Na hoffen wir doch mal! Wir
werden weiterhin das geben, was wir können... Musikalisch ist das nicht
so das Problem. Vielmehr ist es das Business, das einem die Knüppel
zwischen die Beine wirft; deswegen ist es wichtig, in Zukunft noch mehr
kompetente Partner um uns zu scharen, die uns helfen, diese Hürden zu
nehmen.
Sacred Metal: Und schließlich, wie sehen
Eure Tourpläne für die nächste Zeit aus? Gibt es Wunschbands,
mit denen man gerne touren möchte?
Buddy: Wir würden gerne
eine adäquate Support-Tour spielen. Saxon wär eigentlich ein
Wunschkandidat, da die Jungs sehr nett sind und wir sie bereits kennen.
Andererseits wäre auch eine Gothic-Band interessant... Wie Arsch auf
Eimmer würden natürlich auch Sentenced passen, aber deren nächste
Tour liegt ja noch in weiter Ferne...
Letztes Update:
Tja, mit der nächsten Dark At
Dawn-Tour wird's jetzt wohl auch noch etwas dauern - denn laut Buddys
letzten Worten hat Gitarrist Florian Schröder die Band
überraschenderweise verlassen. Vielleicht wird's dann ja noch was mit
Sentenced (auch wenn die Finnen zumindest in meinen Augen schon seit Jahren
nicht mehr mit Buddys Mannen mithalten können)...