Sacred Metal Page > Sacred Concerts > Livereview Gamma Ray / HammerFall / Jag Panzer


Auf dem Billing an diesem 15. September standen drei hochkarätige Bands, eine unbestrittenen Kultband (JAG PANZER ), der Newcomer des Jahres, der überall abräumt wie nichts (HAMMERFALL) und eine der besten europäischen Speed-Metal-Bands (GAMMA RAY). Meistens ist es so, daß im Vorfeld eine der Bands absagt, doch nicht an diesem Abend. Alle waren sie da und alle waren grandios!

Doch der Reihe nach: Pünktlich um 19 Uhr (!) stiefelten JAG PANZER auf die Bühne und begannen gleich furios mit dem Opener "Black" ihres gutklassigen Comebackalbums "The Fourth Judgement". Die Band um den Meistersinger Harry "The Tyrant" Conklin war in Bestform und spielte mit sichtlicher Freude eine Mischung aus neuen und alten Songs vom 84er Debüt "Ample Destruction". Und das war die größte Erkenntnis: besonders bei "Uraltsongs" wie "Harder Than Steel" oder "Generally Hostile" wurde klar, daß JAG PANZER seinerseits ihrer Zeit weit voraus waren, wenngleich ich "Ample Destruction" immer noch für etwas überbewertet halte. Alles in allem ein toller Anheizergig, dessen Höhepunkte einmal mehr die perfekte Stimme von Harry Conklin sowie der Demo-Kracher "Shadow Thief" waren. Leider war Saitengott Joey Tafolla nicht dabei, für ihn war ein mir unbekannter Gitarrist als Ersatz auf der Bühne.

Was dann folgte, war schier unglaublich. Es kam die Band, wegen der ein Großteil der Fans in gespannter Erwartung bereits dichtgedrängt vor der Bühne ausharrte: HAMMERFALL!! Höchstnoten überall, Kritikerlob, acht Wochen in den Charts - mehr kann man als namenloser Newcomer, die "mal eben aus Spaß" für 4000 Dollar ihr Debüt einspielten, wohl nicht erwarten.

Und schon bei den ersten Tönen des WARLORD-Classix "Child Of The Damned" brachen allen Dämme, es wurde gebangt, gesungen und gestaunt. Letzteres war durchaus berechtigt, denn obwohl die Band erst wenig Konzerterfahrung hat, spielte sie routiniert und mit "metallischem" Stageacting ihre Songs herunter. Das war METAL pur, inklusive Feuerspuckeinlage vom nietenbesetzten Gitarristen Oscar Dronjak.

Besonders "Steel Meets Steel" – bereits bei der Ansage sang die ganze Halle den Refrain, so daß die Band erstmal mit dem Beginn warten musste; die wundervolle Ballade "I Believe" ("For all the beautiful women outside!"); das geniale "Hammerfall" ("This song represents all that HammerFall stands for!") und der Opener "The Dragon Lies Bleeding" kamen grandios an, die Stimmung war jetzt schon auf dem Höhepunkt. Und das bei einer Vorband! Ob sich Kai Hansen schon geärgert hat, dass er sie unbedingt als Anheizer dabei haben wollte...?

Schwer vorstellbar, daß diese Stimmung nochmal zu toppen sein sollte, und in der Tat: GAMMA RAY hatten es danach sichtlich schwer, das schon schwer angeschlagene Publikum zum Mitmachen zu animieren. Doch im Laufe der Zeit und mit famosem Songmaterial wie "Men, Martians And Machines", "Beyond The Black Hole", "Man Onm A Mission", "Land Of The Free", "The Savior" oder dem HELLOWEEN-Klassiker "Ride The Sky" gelang dies immer besser, so daß der immer gutgelaunt zu scheinende Kai Hansen samt Band glücklich fast zwei Stunden ihr Können demonstrieren konnte. Besonders die beiden "Neuen", Gitarrist Henjo Richter, der nebenbei a la Jon Oliva auch noch die Keyboards bediente und "Mr. Bassdrum" Dan Zimmermann überzeugten, während Altmeister Kai die Doppelbelastung Gesang/Gitarre mittlerweile perfekt beherrscht und "Von Gitarre auf Bass"-Umsteiger Dirk Schlächter die Stimmungskanone auf der Bühne war. Alles in allem ein brillianter Gig, der mit dem Klassiker "Future World" (bei dem wirklich JEDER mitbrüllte!) und dem Mammutsong "Heading For Tomorrow" einen Abschluß fand, der gelungener nicht sein konnte.

Ein Lob gebührt noch dem tollen Bochumer Publikum in der beinahe ausverkauften "Zeche", das wirklich so begeisterungsfähig, wie ich es selten erlebt habe, war und allen beteiligten Musikern ein fettes Grinsen auf’s Gesicht zauberte. Auffallend waren weiterhin die vielen äußerst jungen Kids, die ewig auf die Bühne krabbelten um einmal in ihrem Leben neben "Metal-Gott" Hansen wieder von ebendieser zu hüpfen. Da sage noch mal einer, die Metal-Fans sterben aus... .
© 1997, Michael Kohsiek