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Blind Guardian / Vicious Rumors

live, 16.05.1998, Halle Gartlage, Osnabrück

Der Metal lebt!! Zu dieser Erkenntnis muß einfach jeder gekommen sein, der an diesem Abend in der bis oben hin gefüllten Halle Gartlage dabei sein konnte/durfte. Ich denke mal, es waren an die 1500 Fans da, eine ca. 80-prozentige Blind-Guardian-T-Shirt-Präsenz zeigte dabei ganz deutlich, daß die Krefelder wohl endgültig den Durchbruch geschafft haben und zu einer der beliebtesten Bands Deutschlands zu zählen ist. Das Ganze hatte beinahe ein Achtziger-Jahre-Feeling, die Halle kochte und ein jeder sang lauthals mit. Doch langsam und schön der Reihe nach.

Vorband und Anheizer waren an diesem Abend die ehemaligen Power-Metal-Götter vonVicious Rumors. Und im Vorfeld hatte ich Angst. Angst vor den neuen Songs. Angst vor dem neuen Sänger. Angst, daß Geoff Thorpe es wagt, zu singen. Aber ich sag's gleich: jeglicher Anflug von Angst wurde beim glorreichen Opener "Abandoned" weggeblasen, Vicious Rumors are back with a fuckin' vengeance!!! Der neue Sänger Brian O'Connor sieht zwar aus wie ein Phil Anselmo-Verschnitt, er brachte aber selbst die schwierigsten Carl Albert-Passagen fehlerfrei rüber und leistete einen Superjob. Und dann diese Songauswahl! "Digital Dictator", "The Crest", "On The Edge", "Don't Wait For Me", "Thinking Of You" (wieder mit grandioser Drumeinlage von allen Fünfen!) - besser kann man Power Metal nicht spielen! Ich muß sagen, daß seit diesem Album mein Herz wieder an der Band hängt, wenngleich die zwiespältigen Eindrücke der letzten beiden Alben nicht weggewischt werden können. Zum Glück spielte man mit "Kill The Day" und "Faith" die mit Abstand besten Songs von "Cyberchrist" und verzichtete auf die ganzen Trendanbiederungsversuche von "Something Burning". Geoff, ich will, daß das nächste Studioalbum genauso gut wird, wie Eure Liveshow!! Ach, noch was: die Gitarrenarbeit war wieder einmal MÄCHTIGST, und Mr. Thorpe hatte sichtlich Spaß an dem ganzen Spektakel. Ihr dürft wiederkommen!

Nach gut 40 Minuten war dann Schluß und alles wartete gespannt auf die Chartstürmer aus dem Ruhrpott und darauf, wie die neuen Songs live so klingen würden. Als dann das "Braveheart"-mässige Intro des neuen Albums erklang, gab es für die Meisten kein Halten mehr. "Into The Storm" wurde frenetisch abgefeiert, ich verzog mich aber nach drei Songs schwitzend auf die Tribüne, um a.) mehr zu sehen als Haare und Hände und b.) um von dort herzhaft mitzugrölen und -zubangen. Und es gab reichlich Gelegenheit dazu: "Welcome To Dying", "Traveler In Time", "Lost In The Twilight Hall", "Nightfall", "The Bard's Song" (wieder einmal übernahm das Publikum Hansi's Job), "Ashes To Ashes", "Imaginations From The Other Side", "The Script For My Requiem", "Mirror Mirror", "And The Story Ends" und "Valhalla" - NUR Hits und über tausend Kehlen übernahmen perfekt die reichlich vorhandenen Chorparts, so daß die ein oder andere Gänsehaut auf meinem Rücken entlangschlich. Die Band (verstärkt um Sieges Even-Wunderbasser und einen Keyboarder) war in hervorragender Spiellaune und Hansi verstand es erneut blendend, das Publikum zu lenken (obwohl er das erste mal "nur" singen mußte).

Nach 90 Minuten hieß es dann "Schicht im Schacht", alle gingen glücklich nach Hause und vorbei war's mit einem Metal-Konzert, das zu den absoluten Highlights 1998 zu zählen sein wird. Blind Guardian haben's endlich geschafft und Vicious Rumors haben sich live verdammt noch mal dermaßen stark gezeigt, wie ich es von ihnen nicht mehr erwartet hatte. Danke, Jungs!!
(c) 1998, Michael Kohsiek