Steel Prophet: Inner Ascendance
Neben "Symphonies Of Steel" von EXXPLORER ist „Inner Ascendance“ zwar nicht
die längste, aber doch beste Praline unter allen Metal-Scheiben der Welt.
Sie entsteht als dritte Demo der 1985 im US-amerikanischen Middletown
(Connecticut) von Gitarrist Steve Kachinsky gegründeten Band. Richtung Los
Angeles weiterziehend bildet er nach einigen Umbesetzungen mit Sänger Rick
Mythiasin (NEW EDEN, REDEMPTION), Bassist Vince Dennis, Gitarrist John Paget
sowie Drummer John Tarascio schließlich das damalige Bandgerüst. Als IA 1989
eingespielt wird, steht der Metal an einer Wegscheide. Seine US-Variante
wirkt ausgereizt, was erst recht auf die New Wave Of British Heavy Metal
zutrifft. STEEL PROPHET’s Demo ist der diese glorreiche Zeit abschließende
Tusch, eine Art Best-Of-All-Metal-Elements.
Samt Bekenntnis zum Christentum befassen sich alle sechs Songs
ausschließlich mit den Themen Tod, Leben und Lebensführung. Eigentlich haben
wir es daher mit White Metal zu tun. „Death“ bildet den Auftakt. So
antagonistisch wie der Tod selbst, kommt der Song daher. Ein verstörendes
Gitarren-Intro wird von einem brachial hohen Schrei abgefangen und in ein
schleppendes, plötzlich den Rhythmus wechselndes Gegeneinander überführt.
Dieser Geniestreich mit dem weltbesten Gesang mündet in eine disharmonisch
auftrumpfende Solo-Gitarre. Dynamisch startet „Sleep of Despair“, um sofort
auf verträumten Gesang zurückzufallen. Danach bricht die progressive Power
Metal-Hölle mit dem weltbesten Songaufbau los. „Inner Ascendance“ mit dem
weltbesten Melodiebogen steht dem in nichts nach. Nun folgt der insgesamt
weltbeste Metalsong „Life“, weil hier das ganze Album in eins gegossen wird:
Intro und anschließender Vortrieb, Tempowechsel, Stimmlagen, Gitarrengriffe
und Struktur – alles folgt zwingend einer inneren ästhetischen
Gesetzmäßigkeit aus Stahl und Komposition. Makellos fügen sich „Nihilism's
Spell“ und „Technocricide“ als weltbeste Schlusssongs in das Gesamtbild ein.
Trotz zahlreicher Folgealben können STEEL PROPHET daran nur mit dem 1995
erscheinenden „The Goddess Principle“ qualitativ anknüpfen. Von IA
existieren viele Veröffentlichungen, darunter ein CD-Bootleg. Empfehlenswert
sind die auf 333 Einheiten begrenzte Vinyl-Auskopplung von Pure Steel
Records (2008) sowie die von Nuclear Blast im Jahr 2000 herausgegebene
Compilation-CD "Genesis" (2008 von Metal Mind Productions neu aufgelegt).
Nachdem IA 1989 im Kasten war, hätte man den Metal von heute auf morgen zu
Grabe tragen können und alles wäre irgendwie gut gewesen. Hat man aber
nicht. Auch gut.
(c) 2011, Heiko
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