Sanctum: Believers
Über manche Bands kann man sich erfolglos die Flossen wund googlen. So
ein Fall sind SANCTUM aus New Jersey, USA. Gegründet wird die fünfköpfige
Ausnahme-Combo 1990 und marschiert bereits ein Jahr später ins Studio. Kurz
darauf erscheint die sechs Songs umfassende und einzige CD „Believers“. 100
Stück existieren weltweit. Manche Ferrari-Edition ist häufiger anzutreffen.
Andere Quellen geben 1.000 Pressungen an, was wohl nicht stimmt. Denn als
Original taucht „Believers“ extrem selten bei Ebay auf und realisiert
vierstellige Summen. Aber Vorsicht: Bootlegs in Form von CD-R und schlecht
klingendem, brasilianischem Vinyl sind in Umlauf.
Im Metal-Untergrund hat „Believers“ einen Ruf, der einem Donnerhall
gleichkommt. Zu Recht. Die Grundausrichtung der Band fußt eindeutig auf
US-amerikanischem Power Metal. Schon das etwa zweiminütige Intro gibt diese
Marschrichtung in edlem Gewand vor. Eigentlich handelt es sich um zwei
miteinander verzahnte Intros, die sich wiederum mit dem ersten Song
„Believers“ verschränken. Verzerrte, in wunderschönen Klangfarben
daherkommende Gitarren treiben hier ein eindrucksvolles Spiel. Bereits der
allererste Riff offenbart, dass hier Höheres angestrebt wird. SANCTUM halten
diese Höhe professionell. Der Hauptsong selbst trumpft mit Dramatik und
plötzlichen melodischen Wendungen auf. Dieser leicht progressive Anstrich
und der hohe, aber niemals gepresste Gesang von Vinnie Cardona lassen
eindeutige Rückschlüsse zu: Hier stehen die alten QUEENSRYCHE Pate. SANCTUM
pochen jedoch durchgehend auf Eigenständigkeit. Auffällig ist die entspannte
Grundstimmung, welche das Album umweht. Jede Melodie stimmt und jeder Break
passt. Mal wird wie bei „Voyager“ balladesk eingeleitet. Mal treiben die
Gitarristen Ray Babula sowie Jim Mayberry bei „Running away“ die Dinge von
Beginn an metallisch nach vorne. Ihr Gitarrenspiel ist eine immerwährende
Metalpredigt. Ihre solistischen wie rhythmischen Fähigkeiten umspülen
Melodien und Gesang. Schlagwerker Mike Rogers toppt das mit gelegentlichen,
relaxten Double-Bass-Einlagen.
Ende der 1980er Jahre explodiert in den USA der christliche White Metal im
Untergrund. SANCTUM zählen dazu. Die dabei vielfach erschaffene Güte hat nur
selten Zugang zu richtigen Plattenverträgen. Das Hauptaugenmerk der
Industrie liegt zu diesem Zeitpunkt bei Totgeburten wie Grunge und
Crossover. Wahrscheinlich muss erst der Vatikan intervenieren, damit
SANCTUM's "Believers" regulär das Licht der Welt erblickt. Nie war ein
Eigenproduktion dafür so überfällig.
(c) 2011, Heiko
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