Hallows Eve: Tales Of Terror
HALLOWS EVE aus Atlanta,Georgia waren von Mitte bis Ende der 80er-Jahre DAS
Aushängeschild in Sachen Power/Speed/Horror Metal. Gegründet 1983, bewiesen
sie schnell, dass auch im schwül-drückenden Südstaaten-Klima gedeihlicher
Nährboden vorhanden war, für Heavy Metal der schnellen, düster-morbiden und
außergewöhnlichen Art. Die drei Alben der Band sind aus dem Inventar aller
Speed-Maniacs nicht mehr wegzudenken, wobei das `85er Erstlingswerk
unerreicht bleibt und auch im 25. Jahr des Bestehens noch vor jedem Auflegen
für schweiß-feuchte Hände und Herzrhythmusstörungen sorgt. Vorausgegangen
war dem Debüt-Album ein 2-Track-Demo, programmatisch passend an Halloween
veröffentlicht, und ein Gastauftritt auf Metal Blades “Metal Massacre Vol.
VI“, wo man die B-Seite mit der brachialen Speed-Hymne “Metal Merchants“
eröffnete und weltweit eine dem Geschwindigkeitsrausch verfallende
Metal-Öffentlichkeit virusartig mit kaum steigerbarer Vorfreude infizierte.
Und diese sollte nicht umsonst gewesen sein. Die “Tales Of Terror“-LP, die
sich komplett aus Demoaufnahen zusammensetzt, wurde dank dichter und in sich
völlig geschlossener Atmosphäre ein unvergessliches Erlebnis. “Plunging To
Megadeath“ eröffnet den Reigen furios und die unheilvolle Ausstrahlung wird
fortan zu jeder Sekunde aufrechterhalten. Neben den gekonnt vorgetragenen
Speed-Attacken überzeugt die Band durch gut durchdachte und in ihrer
Dramaturgie geschickt platzierte Songs. Da schleicht sich das überraschend
einfühlsame “The Manson“ behutsam an, um dann in einem
Hochgeschwindigkeits-Solo zu kulminieren oder das über achtminütige und
völlig aberwitzig gespielte “Hallows Eve“, das nicht zuletzt durch das
bedrohliche Intro und den gesprochenen Mittelteil als meisterhafter
Horrorsoundtrack dient, zu dem sich Nosferatu, Godzilla, Das Ding aus dem
Sumpf, Freddy Krüger und Charles Manson versammeln und zum Tanz bitten.
Jeder Song müsste eigentlich einzeln gewürdigt werden, dafür sei als Letztes
noch “There Are No Rules“ erwähnt, wo bei sportlich-kurzer Spielzeit von
unter zwei Minuten ein virtuos/melodischer Kracher gezündet wird, wie man es
damals eigentlich nur von einer Band her kannte: AGENT STEEL. Wie gemacht
für den Sound von HALLOWS EVE war auch Sänger Stacy Anderson, der mit seinem
angenehm rauen Organ den instrumentalen Vorgaben in Nichts nachstand. Und
als sei dies alles nicht genug, wurde auch an die Optik gedacht und dem
Album ein prächtiges, düster/erhabenes Coverartwork spendiert, das die
Kontaktaufnahme auch ohne Mund- oder sonstige Propaganda enorm erleichtert.
Erwähnt sei noch, dass das Album in ca. hundert Stunden aufgenommen wurden
und einige Songs vor allem deshalb ineinander übergehen, um Geld zu sparen,
da mit dem Produzenten nicht pro Stunde, sondern pro Song abgerechnet wurde.
Unter dem Aspekt verwundet es auch nicht mehr, dass bei besagtem “Hallows
Eve“ Songideen verwurstelt wurden, die auch für drei separate Tracks locker
gereicht hätten.
Für einen Moment hätte man meinen können, dass HALLOWS EVE es sich auf dem
von METALLICA freiwillig verlassenen und verwaisten Speed Metal-Thron
gemütlich machen würden. Das Album verkaufte sich ordentlich (ca. 30.000
Mal, Quelle: Frank Stöver, Iron Pages) und es folgten zahlreiche
Live-Battles u.a. mit MEGADETH, KING DIAMOND, DEATH und AT WAR, sowie zwei
weitere Alben, auf denen die Band jedoch die einmalige Atmosphäre nicht mehr
ganz reproduzieren konnte. Die üblichen musikalischen Differenzen brachten
1989 schließlich das Aus. Allerdings nur vorläufig, aber da weitere
chronistische Details den Rahmen eines “Classix“-Reviews sprengen würden,
bleibt mir dieser wenig ruhmreiche Abschnitt erspart (zum Glück!).
Conquering and pillaging our metal it will stand
The mighty metallion will be heard across the land
In the end aren't we all animals and leather is the word
So welcome to the human zoo where metal can be heard
METAL MERCHANTS!!
(c) 2010, Peter Müller
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