Dammaj: Mutiny

Die Geschichte dieser etwas in Vergessenheit geratenen Formation begann Anfang der 80er-Jahre mit dem Umzug der drei Gilbert-Brüder von Luton/England in das sonnige San Diego, wo sie sich, verstärkt durch Drummer Bob Newkirk und Sänger Greg Hill, unter dem Banner DAMMAJ formierten. Nachdem man auf dem ersten Tondokument, einer sehr raren Single von 1982, noch eher melodisch und bieder vor sich hin rockte, fand man auf dem 84er Demo zu der gewünschten musikalischen Identität, in Form von kraftvollem, traditionellem Heavy Metal, inklusive Piraten-Image - kurz bevor RUNNING WILD mit exakt der selben Masche berühmt wurden. Bei der Gelegenheit hätte man auch gleich den albernen Bandnamen über Bord schmeißen können, es blieb nicht die letzte vermarktungstechnische Fehlentscheidung.       

Folglich erschien „Mutiny“, ihr erstes und einziges volles Album, auf dem kleinen Label Par Records (bei dem auch schon SAVATAGE ihre Karriere begannen) und produziert im berühmten Morrisound-Studio, wobei das Album dank der Lizenzierung durch Roadrunner Records auch in Europa erhältlich war. Die Verkaufszahlen entsprachen wohl weder in ihrer Heimat noch bei uns den gesetzten Erwartungen, trotz der ein oder anderen wohlgemeinten Rezension in den einschlägigen Magazinen und Fanzines. Der durch und durch traditionelle Heavy Metal geriet allmählich zwischen die Fronten, die sich aus Glam/Poser Metal auf der einen und Speed/Thrash Metal auf der anderen Seite bildeten. Denn kommerzielle Anbiederung an die damalige LA-Szene wird man bei „Mutiny“ genauso wenig finden, wie Speed-Attacken. Stattdessen wird klassischer US-Stahl im Midtempo-Bereich geboten, bei dem der gekonnte und dominante Gitarrensound der Gilbert-Brüder und die mitunter heroisch zelebrierten Refrains im Vordergrund stehen. Gerade durch letztere erhalten Stücke wie das brachiale „Clashes Of Steel“, „Leather Master“ oder das triumphale, alles überstrahlende „March Of The Gladiators“ ihren Sonderstatus, mit dem sich das Album mühelos aus der Masse der Veröffentlichungen erheben kann. Sänger Greg Hill muss man ein Sonderlob aussprechen: souverän beherrscht er alle Stimmlagen. Lediglich mit der Verständlichkeit hapert es etwas, wodurch es schwierig ist, die vor Klischees nur so triefenden Texte angemessen mitzugrölen. Auch in optischer Hinsicht hat man leider böse daneben gegriffen: Für das Motiv und die Umsetzung des selten dämlichen Covers war Labelchef Dan Johnson verantwortlich, den man allein deswegen hätte kielholen lassen sollen. 

 Mehr kam dann auch nicht von DAMMAJ. Man betätigte sich noch als Opener / Anheizer für diverse größere Metal- und Rockbands bei deren Auftritten entlang der Westküste, bevor man endgültig die Segel strich und Augenklappe und Plastiksäbel an den Haken hing. Angeblich soll sogar Lemmy Kilmister nach einer gemeinsamen Show schwer beeindruckt gewesen sein von den Gitarren-Künsten Mick Gilberts und diesem einen Einstieg bei MOTÖRHEAD angeboten haben. Doch der wollte weder seine Brüder im Stich lassen noch zurück in die verregnete Heimat segeln.

Wenigstens einen ordentlichen Re-Release auf CD würde man diesen aufrechten Freibeutern und deren Fans mal wünschen. Bisher gibt es „Mutiny“ nämlich nur als griechische Schmuggler-Ware. Und jetzt mal ganz ohne Piraten-Klischees: Holt euch dieses Album!  

 © 2010, Peter Müller