Artch - Another Return To Church Hill
Norwegen war, wie die beiden anderen skandinavischen Staaten, in den 80ern
bis auf ganz wenige Ausnahmen noch kein grosser 'global player' wenn es um
Metal ging. Klar, die Schweden hatten die relativ bekannten Candlemass
vorzuweisen und mit Europe einen der bekanntesten Hard Rock Acts,
die Dänen durften sich mit den Federn der Pretty Maids das King
Diamond/Mercyful Fate -like geschminkte Haupt schmücken, aber die
Norweger ? Was konnten die Norweger vorweisen ? Nun, die bekannteste norwegische
Band jener Zeit, mal abgesehen von A-ha, dürften wohl T.N.T.
gewesen sein, aber das war's auch schon. Das auch die Norweger sehr guten
Metal zu spielen in der Lage waren, machten anno 1988 die 5 Jungs von
Artch klar, als sie wie ein Phönix aus der Asche mit "Another
Return To Church Hill" ein Kleinod in das metalische Universum schmetterten.
Lange bevor Black Metal Combos und eher progressivmetallische eingestellte
Bands/Künstler wie Conception oder Jorn Lande Norwegen in das
Bewusstsein der Metalfans weltweit rückten, konnten Artch mit diesem
Album einen Achtungserfolg erzielen.
Erschienen ist "Another Return To Church Hill" wie geseagt 1988 und
es wurde damals vor allem von den Kritikern recht positiv aufgenommen. Hauptgrund
für die guten Kritiken dürfte gewesen sein, daß die Band
mit Eric Hawk einen Sänger besaß, welcher eine sehr grosse
Ähnlichkeit mit Bruce Dickinson an den Tag legte, was in einer Zeit
als Iron Maiden äusserst populär waren natürlich einen
erheblichen Pluspunkt darstellte. Allerdings gingen die Maiden Vergleiche
ab und an doch etwas sehr weit, und wurden somit einer recht originell
aufspielenden Band wie Artch nicht gerecht. Musikalisch decken die
Jungs jedenfalls ein grösseres Spektrum ab, als das was damals in Reviews
so rüberkam, vor allem tendieren sie desöfteren auch recht stark
zum Power Metal amerikanischer Prägung, oder bringen hier und
da eine leicht doomige Note mit ein. Aber keine Angst, es handelt sich mit
nichten um eine Doom Band im Sinne von Candlemass oder Count
Raven, sondern Artch verwenden ganz sporadisch doomartig klingende Elemente,
welche allerdings eher an early 80's Black Sabbath erinnert. Ein Mix
also, der bei einem echten Metelfreak kein Auge trocken lassen dürfte,
und dies auch nicht tut, da sich erfreulicherweise kein kompositorischer
Ausfall auf dem Album befindet. Mal recht schnell gehalten, mal hymnisch
wie beim das Album einleitenden Titelsong, oder teilweise akustisch wie bei
der Ballade "Loaded". Die Band steckt ihre Grenzen auf dieser Scheibe für
ein Debut recht weit und variert das Tempo selbst innerhalb einzelner Songs
erfolgreich - siehe "Reincarnation". Aber das ist eigentlich sehr gut, denn
Artch wissen wirklich in jedem beschriebenen Bereich zu überzeugen,
und selbst ein aufgrund der Lyrics schon leicht plumper Song wie "Power To
The Man" oder das ebenfalls eher schlichte "Metal Life", geraten mit
der entsprechenden musikalischen Untermalung nicht zu peinlichen Rohrkrepierern.
In den Lyrics liegt in meinen Augen ein wenig das Problem der Scheibe, denn
obwohl ich selbst nicht immer auf Texte achte, finde ich, daß eine
musikalisch derart potente Scheibe wie "Another Return To Church Hill" etwas
mehr als die vorhandenen Durchschnittslyrics hätte vertragen können.
Aber egal, letzlich zählt am meisten die Musik und die kann wie bereits
geschildert durchaus überzeugen und es sei mal dahingestellt ob
ähnlich geartete Scheiben immer auch mit besseren Lyrics daherkommen.
Als Anspieltip würd ich das treibende "Metal Life", "The Promised
Land" sowie das schnelle "Reincarnation" nennen, aber vergeßt
nicht die restlichen Songs ebenfalls mal kurz "anzuskippen" es lohnt sich.
Da Metal Blade die Scheibe 2001 wiederveröffentlicht haben, dürfte
es auch recht einfach sein sich eine Kopie von "Another Return To Church
Hill" zu sichern. Der Reissue ist übrigens sehr überzeugend aufgemacht
und enthält neben einem Booklet mit Texten und Linernotes, auch noch
eine Bonus CD mit einem Livevideo der Band aus dem Jahr 1993.