Vor allem drei Elemente dominieren den Sound dieser Scheibe: nämlich Speed, Speed und noch mehr Speed! Nach dem bombastischen Intro nehmen die Nordlichter den Fuß kein einziges Mal mehr vom Gaspedal, was das Konzeptalbum mit Wikinger-Thematik auf die Dauer leider etwas eintönig daherkommen läßt. Zumal auch die ganz großen Über-Hits, wie sie das gigantische Debüt noch am laufenden Bande aufgefahren hat, diesmal Mangelware sind - einzig das (was sonst?) rasend schnelle "Valhalla" kann mit einem ähnlich fix ins Ohr gehenden Chorus aufwarten wie weiland Killertracks wie "Signe Of the Warlorde" oder "Iron Prayers". Mit einigem Abstand folgt noch "To Foreign Shores", wohl der runningwildigste Track, den ich jemals gehört habe, wo nicht der Name von Rock'n'Rolf in den Credits zu lesen ist.

Wobei der starke Running Wild-Touch, der sich auf der EP angedeutet hatte, sich doch in Grenzen hält. Man hat in etwa die ideale Balance zwischen Piraten- und Kürbis-Einflüssen gefunden, und für den Fall, daß sich der obige Absatz arg kritisch liest - "Northern Rage" ist immer noch ein exzellentes Album, das die letzten Outputs der großen Vorbilder mit der Kraft von Thors Hammer mühelos an die Wand spielt. Ich befürchte nur ein wenig, daß diese Band, wie so manche andere (hallo, Jeff Waters!), immer etwas der alles überragenden Genialität ihres Erstlings nachrennen wird.

Und dabei stellen sich die Hamburger doch deutlich besser an - mit Songs wie dem goilen Opener "Heroic Deathe", "Bloode Eagle" oder dem abschließenden Epic-Track "Lindisfarne" hat man einen Treffer nach dem anderen zu bieten. Ach ja, Kai Hansen gibt sich auch diesmal wieder sowohl als Produzent als auch als Gastmusiker die Ehre - womit wohl klar sein sollte, daß "Northern Rage" auch soundtechnisch voll aufs Ganze geht. Wobei das Album ob der Tatsache, daß zwei der Songs ("Thy Laste Fyre" sowie "Odinn's Warriors") bereits von der EP her bekannt sind, für meinen Begriff leider arg kurz geraten scheint. Ach, wat soll's - ist halt öfter "Repeat" drücken angesagt...

(c)2004, Ernst Zeisberger