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Pretty Maids : Pandemonium

Man muss schon einige Zeit zurückgehen, will man sich an ein Album der dänischen Melodic-Metaller erinnern, das man unbedingt im Schrank stehen haben musste. Wahrscheinlich bis 1997, als das Meisterstück namens "Spooked" für die Mädels eine Art kleines Comeback darstellte und damit noch vor den diversen kommenden Genre-Emporkömmlingen schon mal andeuten konnte, dass die Zeit der miesepetrigen Kopfsockenträger sich dem Ende zuneigte (Konfetti! Feuerwerk! Gesang und Tanz in den Strassen!).

Die folgenden Beiträge der Pretty Maids konnten diesen unglaublichen Standard leider nie wieder erreichen, auch wenn Alben wie "Planet Panic" oder "Anything Worth Doing..." natürlich alles in allem auch ihr Geld wert waren. Aber, und damit wären wir endlich in der Gegenwart angekommen, so stark wie anno 2010 haben wir diese Band eben laaaaange nicht mehr gehört.

"Pandemonium" nämlich hat nicht in unbeträchtlichem Maße das Erfolgsrezept einer "Spooked" (oder auch der frühen Klassiker) wiederentdeckt. Deutlich entschlossener als zuletzt knallt uns da direkt der flotte Titeltrack entgegen, der zwar längst nicht so düster ist, wie es der Titel andeuten mag (umschrieben wird mit dem "Pandemonium" eigentlich eher blackmetalkompatibles von Chaos bis Hölle, aber als wirklich gruselig sind hier ausschliesslich die sehr, öhm, unvorteilhaften Bandfotos zu bezeichnen), aber doch mit verstärkten Ecken und Kanten aufwarten kann. Sowas fehlte vergleichbaren, vermeintlichen "Power Metal"-Kapellen, die in diesem Ausmaß mit unterstützenden Keyboards jongliert hätten, doch allermeistens. Nicht so bei den Mädels - ähnlich wie beim Titelsong zündet auch etwa ein "Cielo Drive" diesen Kontrast aus düsterem Thema (in diesem Falle Charles Manson) und absolut launemachenden Melodien wie schon zu "Yellow Rain"-Zeiten mit grösstem Erfolg.

Auch in Sachen Sahne-Ohrwürmer für die AOR/Hard Rock-Brigade haben Denmark's Finest wieder einiges zu bieten: "I.N.V.U." (sehr clever auch, ähem...) ist ein Ohrwurm erster Güte (der mal wieder klarmacht, dass Atkins/Hammer weiterhin zu den unterbewertetsten Songwriting-Teams der Szene gezählt werden müssen!), "Little Drops Of Heaven" hingegen übertreibt's vielleicht ein klein wenig mit dem käsigen Chorus, aber wir wollen fair sein - stünde auf dem Song der Name Bon Jovi drauf, müsste ebenjener Interpret wohl Platz in seiner Garage für die nächste Goldene freimachen. Unverschämt eingängig ist das ja schon, gelle...

Alles in allem im Moment eines der Highlights in Sachen melodischer Metal. Dass mein ewiger Favorit "Spooked" aber auch weiterhin die Nase vorn hat, liegt an zwei Einschränkungen: ein alles überragender Gänsehaut-Hit nach "Dead Or Alive"-Vorbild ist wohl nicht ganz an Bord, und gegen Ende hat sich mit dem durchschnittlichen "Beautiful Madness" leider auch eine Routinenummer eingeschlichen. Abgesehen davon spielen Atkins, Hammer & Anhang hier alle Trümpfe auf, die eine Band mit dieser jahrzehntelangen Erfahrung im Ärmel stecken hat. Schade eigentlich, dass sowas nicht mehr gewürdigt wird.

(c)2010, Ernst Zeisberger