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Nightwish : Dark Passion Play

Neue Sängerin, neues Glück: Sollte es sich bei der heutigen Nightwish-Gefolgschaft nicht ausschließlich um Bravo-Kids handeln, die das Teil aus Prinzip boykottieren (weil Tarja-Schatzi nicht mehr dabei ist, gelle), sollte Neuzugang Anette Olzon eigentlich keinen allzuschweren Einstand haben. Wie sie die alten Klassiker in Zukunft auf der Bühne umsetzen kann, wird sich zeigen müssen - auf "Dark Passion Play" jedenfalls steht sie den jüngeren Leistungen ihrer Vorgängerin kaum nach. Was aber auch weniger spektakulär ist als diese Aussage zunächst erscheinen mag, hatte es sich auch Tarja zu "Once"-Zeiten doch längst abgewöhnt, in Tonlagen zu jaulen wie Pavarottis kleine Schwester.

Auch beim Songwriting und der Umsetzung desselben stellen Nightwish ihre Fans nicht gerade vor unlösbare Probleme. Gleich der überlange Opener "The Poet And The Pendulum" erinnert nicht wenig an "Ghost Love Score" (ist aber lange nicht so klasse!), "Bye Bye Beautiful" ruft wieder diesen unsäglichen Discostampf-Sound eines "Wish I Had An Angel" in Erinnerung, und die geballte Überdosis Orchester, die im Vergleich sogar die letzte Rhapsody (Of Fire!) noch halbwegs bodenständig erscheinen läßt, ist sogar eher noch mal 'ne Ecke extremer ausgefallen. Für letzteres kann sich wohl der Produzent kräftig auf die Schulter klopfen - echte Emotionen, wie sie auf den ersten Alben immer rübergekommen sind, bleiben allerdings für meinen Geschmack im orchestralen Dauerfeuer (in Filmen würde man derartige Beschallung wohl nur zu Großereignissen der Marke "Mächtige Armeen landen in der sturmgepeitschten Normandie" hervorzaubern) völlig auf der Strecke.

Erst mit der absolut simplen, folklastigen Ballade "The Islander" gegen Ende des Albums können Nightwish wirklich aus diesem Schema ausbrechen und ein echtes Highlight vorlegen. Hier darf der ansonsten wie immer hoffnungslos unterforderte Basser Marco endlich mal bei dieser Band zeigen, was er stimmlich so auf dem Kasten hat, und damit ganz nebenbei den mit Abstand stärksten, von allerlei keltischen Melodien getragenen Teil des Albums einleiten - insbesondere das Klasse-Instrumental "Last Of The Wilds" und die abschließende Bombastballade "Meadows Of Heaven" zaubern dem krittelnden Kritiker dann doch noch das eine oder andere Lächeln in die zynische Headbangerfresse. Manchmal ist weniger einfach mehr...

Naja. Die zahlreichen "Once"-Jünger werden mit dem über 75 Minuten langen Rundling sicher mehr anfangen können als dieser Oldschool-Nightwish-Verehrer, der sich auch weiterhin auf das Abspielen insbesondere der ersten drei Alben beschränken wird. Gegönnt sei's ihnen...

(c)2007, Ernst Zeisberger