Wer hätte schon gedacht, dass die nächste Station von ex-Riot-Gottstimme Mike DiMeo nach dem im Nachhinein gesehen eher verunglückten Abstecher zu Masterplan ausgerechnet die australischen Kultmetaller von Ilium sein würden? Wobei: musikalisch ist der Mann mit den goldenen Stimmbändern dort deutlich besser aufgehoben, zocken Ilium
doch seit seligen "Sirens Of The Styx"-Zeiten feinen melodischen Metal,
der sowohl Elemente der US-Szene als auch des europäischen Stils in
sich vereinigt, ohne hundertprozentig nach der einen oder der anderen
zu tönen.
Damit kommt natürlich auch Neuzugang DiMeo bestens klar, denn es hat sich im Vergleich zu früher (logischerweise?) ein leichter Riot-Touch
eingeschlichen. Das rasend schnelle "Fragmented Glory" beispielsweise
könnte schon als der Speed Metal-Song durchgehen, den Mike damals nicht
singen konnte, da Mark Reale gerade mehr auf erdigen Hardrock in Rainbow-Tradition stand. Auch das bombastische, mal wieder die Faszination der Ilium-Jungs
für prähistorische Zeiten thematisierende "Eocene Dawning" wird beinahe
im Alleingang von DiMeos grandiosem Gesang in höhere Sphären getragen.
Dass die detaillierte Gitarrenarbeit sowieso ständig Akzente setzt,
muss ich Ilium-Fans hingegen eher nicht mehr extra verklickern, oder?
Produktionstechnisch brennt dank Routinier Tommy Hansen auch nix an,
wenn ich mir hie und da auch mal 'nen Schuss Politur weniger gewünscht
hätte. Und wäre die Platte 45 Minuten lang, würde ich jetzt wohl ohne
Einschränkungen jubilieren - leider brauchen die Jungs fast deren 70,
um ins Ziel einzulaufen, wodurch sich manch eine Länge, auch dank
mangelnder Abwechslung, nicht vermeiden lässt. Die genannten Highlights
zählen aber zum Feinsten, was der melodische Metal ungefähr seit der
gigantischen letzten Steel Assassin so hervorgebracht hat.
(c)2009, Ernst Zeisberger