Jaaaaaaaaa! The Reaper strikes back! Endlich mal wieder eine durchgehend überragende Grave Digger -Scheibe – etwas, worauf ich schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, nachdem man sich zuletzt darauf beschränkt hatte, das Konzept des Erfolgsalbums “Tunes Of War” mehr (“Knights Of The Cross”) oder weniger (“Excalibur”) gelungen zu recyclen. Aber nicht hier! Neu-Grabschaufler und Ex-Rager Manni Schmidt hat Uncle Reaper&Co. den dringend benötigten Tritt ins Gesäß verpaßt, so daß ich hoch erfreut das mit Abstand beste Digger -Werk seit dem ‘93er Comeback-Brecher “The Reaper” vermelden kann.
Denn der Mann hatte in den letzten Jahren nach seinem Abgang bei Peavys Mannen offensichtlich einiges an Killerriffs angesammelt, die die recht uninspirierte Vorstellung seines Vorgängers Uwe Lulis auf “Excalibur” schnell vergessen machen. Ein derartiges Gitarrengewitter hätte ich (und anscheinend auch Zakk Wylde…) mir für die neue Ozzy-Scheibe gewünscht! Man höre nur den alles überragenden Titeltrack, der sich ganz schnell zur neuen Bandhymne entwickeln sollte, das nicht minder gute, megaeingängige “Haunted Palace” oder das schleppende “Funeral Procession”. Überhaupt spielt sich ein Großteil der Action diesmal eindeutig im langsameren Midtempobereich ab, was in Verbindung mit den von Edgar Allan Poe inspirierten Horror-Texten ganz wunderbar eine absolut finstere Stimmung erzeugt. Passend dazu auch die morbiden, Halloween-Atmosphäre erzeugenden Keyboard-Sounds von HP Katzenburg im Stile kultiger Horror-Soundtracks, was für meine Begriffe hundertmal besser zur Band paßt als die hohe Minne rund um König Artus. Das überlassen wir doch lieber den Blind Guardians dieser Welt, gelle…
Auf ein paar der typischen, auf den letzten drei Alben gepflegten Bombast-Refrains nach Bauart ebendieser Krefelder Kollegen wollte man dann aber doch nicht ganz verzichten – und das ist auch gut so: denn Songs wie die flotten “Raven” und “Spirits Of The Dead” zählen zu den Highlights einer Platte, auf der allerdings kein einziger Song so richtig in die Hose gegangen ist. Sogar die obligatorische Ballade, die ansonsten oft zum Drücken der Skip-Taste animierten (man erinnere sich z.B. an das gar grausige “Emerald Eyes” und schaudere), ist diesmal recht anhörbar geworden. Auch Chris' melodischer Gesang ist deutlich besser geworden und erinnert jetzt ein wenig an Hansi Kürsch.
Lange Rede, kurzer Sinn – Pflichtkauf! In dieser Verfassung sind Chris & Co. absolut unschlagbar. The reaper has risen again from the fires of hell!
(c)
2001, Ernst Zeisberger