Wow. Das war wohl das erste, was ich gedacht habe, als ich den Zweitling der Kanadier Into Eternity in den Schacht schob. Das Debüt fand ich recht gut, die Euphorie, die damals teilweise aufbrandete konnte ich hingegen nicht ganz verstehen. Das ist nun ganz anders, denn "Dead Or Dreaming" ist ein völlig eigenständiges, abwechslungsreiches, knallhartes und enorm emotionales METAL-Album geworden, dass gekonnt mit vielerlei verschiedenen Einflüssen spielt, ohne jedoch dabei eine Sekunde überladen zu wirken.
Der Gesang wechselt noch immer zwischen cleanen Passagen, die sogar manchmal an Enchant erinnern, und fiesem Death Metal-Geröchel, wobei ersteres zum Glück klar im Vordergrund steht. Auch musikalisch packt man manches Mal so richtig die Harke aus, denn bereits "Absolution Of The Soul" ist wohl härter als das, was so manche Death Metal-Combo auf ihren B-Produktionen rotzen. Dennoch muss man Into Eternity immer noch als Progressive-Metal-Band bezeichnen, denn Songs wie das unglaubliche "Distant Pale Future" mit seinen Keyboardkaskaden und pumpenden Bassläufen, das wunderbar akustisch eingeleitete "Shallow" oder das teilweise rasende (!) "Elysium Dream" (mein Favorit der Platte) warten mit Songstrukturen auf, die jeden Progressivo zum Ausrasten bringen sollten. Soweit er denn auf harte Gitarren (Hört diesbezüglich mal in "Selling God" rein - ein reinrassiger Death-/Black-Metal-Song!) steht sowie auch mit vordergründig eingängigen Melodien und etlichen doppelläufigen Leads klar kommt. Aber hey, ihr seid ja open-minded, oder?
Im Ernst: "Dead Or Dreaming" sollte auf dem Einkaufszettel all jener stehen, die auf hochoriginelle Musik stehen und genug von dem Einheitsbrei haben, der uns zur Zeit inflationär belästigt. Ach ja: der Vergleich mit The Organization, dieser schrecklich überbewerteten Post-Death Angel-Nervtöter, ist hoffnungslos daneben...
(c)2001, Michael Kohsiek