Vom ersten Ton des Debüts In the wild
(Heaven and Hell Records, 2008) an weiss man: hier wird nicht mit Metal
gekleckert, sondern heftigst geklotzt. Ein Sänger wie
eine mit Bourbon getaufter Kettensäge, eine Bombenproduktion wie man sie einfach
lieben muss und: Gitarren, Gitarren, Gitarren. Aber warte mal: wer zum Teufel
sind denn Hellrazor?
Hellrazor sind vier mehr oder wenig junge
Herren aus dem US-Staat North Carolina, wo man anscheinend eine Wut auf jede
musikalische Weiterentwicklung hat, denn die neun Tracks auf In the wild
sind Metal der regressivsten Art. Irgendwie erinnert’s mich, nicht zuletzt wegen
den Vocals und der eher selten gewordenen Mischung Power/Thrash, an Meliah Rage.
Hier wurden keine Handvoll Ideen und Riffs mit Klebeband zusammengekleistert
damit man die Ergebnisse als Songs verkaufen kann, hier wurde richtig
komponiert. Man höre sich nur ‘Possession’ an – da braten die Gitarren, es
sind aber auch Feinheiten im Songgerüst versteckt. Diese Band hat technisch
bedeutend mehr drauf als es beim Betrachten des Monstercovers oder dem ersten
Hör den Anschein hat.
Der Gesang von Alan Rueda, sowohl wohltuend
rauh als auch melodisch und an frühe Jon Oliva (Sirens/Dungeons-Phase)
erinnernd, definiert fast die Durchschlagskraft von Hellrazor.
Ein Sänger im Tate-/Dickinson-Stil wäre hier völlig fehl am
Platz. Dass bei dieser Musik ein gewisser Bikerfaktor im
Feeling mitspielt, ist nicht nur vom Killersong ‘Ride or die’ her klar. Zwar ist
das milde ‘The passing hour’ etwas durchwachsen, aber danach gibt’s mit dem
Kracher ‘Stacked up’ ein Hau-auf-die-Pauke-Stück zu welchem es sich vorzüglich
fusswippen bzw. abbangen lässt. Und wer hier beim Solo von Axeman Charley
Shackleford nicht mit luftgitarriert, der hat entweder einen schlechten Tag
erwischt oder ist einfach metalfrigide. Das ript einfach, das Ding.
Besonders hervorheben muss man die
Drumproduktion und den Mix. In letzter Zeit scheint die feine Art des
Drumproduzierens der Metalwelt etwas abhanden gekommen. Entweder es knattert wie
in Omas Nähstube oder es rumpelt wie auf einem üblen Kellerdemo. Dass dies auch
bei low budget-Aufnahmen nicht sein muss, das stellen
Drummer/Producer/Engineer Chuck Giardino und Co-Drum Engineer John E. Wooten IV
ein für allemal unter Beweis. Die Drums donnern
geradezu durch die Anlage und Chucks Double Bass klingt einfach super. So soll
das sein, genau so.
Als letzter Track schmeissen Hellrazor dann
mit ‘3AM’ dem Hörer nochmal einen heftigen Edelbanger hinterher, alsob man damit
sagen möchte: ‘Falls du es nicht kapiert hast, wir sind eine Metalband’. Äh, wir
hatten es bereits verstanden. Bleibt zu vermerken dass In the wild als
gepresste CD mit 8-Seiten-Hochglanzbooklet daherkommt. Hier gilt: kaufen ist ein
bisschen glücklich werden.
www.myspace.com/Hellrazornc
(c) 2009, Oliver Kerkdijk