Ross The Boss
Ross The Boss
YOU JUST GOTTA KEEP GOING...
Interview mit
ROSS THE BOSS, Keep it true VI, 8.4.2006
Während DARKNESS auf der Bühne
der Tauberfrankenhalle ihre Thrash-Breitseiten abfeuern, sitze ich backstage
einem der legendärsten Gitarristen des Heavy Metal gegenüber. Ross „the Boss“
Friedman, der auf den ersten MANOWAR-Platten für einige der unsterblichsten
Metal-Hymnen verantwortlich war und heute – angesichts des Ausverkaufs der Band
– von vielen Fans als Symbol für die bessere Zeit der Band geradezu verehrt
wird.
Ross wirkt im Gespräch unruhig,
fast nervös. Die Aufregung vor der ersten MANOWAR-Show in Deutschland seit knapp
20 Jahren? Bekannte des Gitarristen berichten mir hinterher, wie sehr er es
genieße, wieder im Rampenlicht zu stehen und Interviews zu geben. Ross
formuliert seine Antworten langsam und mit Bedacht und doch scheint noch an
mehreren Stellen die typische MANOWAR-Rhetorik der „gekickten asses“ und „blown
off heads“ durch. Doch irgendwie wirken sogar diese Klischees sympathisch –
solange es Ross ist, der sie Dir mit einem spitzbübischen Blitzen in den Augen
entgegenschmettert…
Wenn man durch die
Tauberfrankenhalle streift, kommt’s einem manchmal vor wie in einer Zeitkapsel.
Wie ist es für Dich? Kann man die Szene von heute mit der in den 80ern
vergleichen oder ist das alles nur ein großer Fake?
Na ja, die Metalszene in
Deutschland war ja nie richtig weg. Sie ist nie gestorben! Ganz im Gegenteil,
sie ist lebendig und in wunderbarem Zustand. Man spürt, wie es vibriert! Und
solange die Bands weiterhin gute Platten rausbringen, wird das auch so bleiben.
Wir brauchen allerdings auch
junge Bands, die sich nach vorne spielen und den True Metal am Leben halten. So
bleiben auch die Fans bei der Stange und wir können das Interesse am Metal
aufrecht erhalten.
Aber zeugt diese Fixierung
auf die Vergangenheit, wie sie hier regelrecht zelebriert wird, nicht von einer
gewissen Stagnation?
Ich glaube nicht, dass es
schlecht ist, zurück zu blicken und zu wissen, wo all die großen Bands
herkommen. Aber eine Band muss sich andererseits auch immer weiterentwickeln.
Ich habe gerade mit Albert Bouchard, Deborah Frost und David Hirschberg die neue
BRAIN SURGEONS Platte [Denial of Death, Cellsum Records 2006] aufgenommen
und ich bin der festen Überzeugung, dass es die beste Platte ist, die ich je
eingespielt habe. Man muss sich einfach weiterentwickeln! Auch wenn Du weiterhin
fuckin’ kickass metal spielst! Und genau darum geht’s bei meiner neuen Platte!
Aber Du musst einfach weitermachen. You just gotta keep going…
Sind irgendwelche Brain
Surgeons-Shows in Deutschland geplant?
Jepp. Für November sind 20 Shows
angesetzt. Soweit ich weiß, sind die Tourdates schon fest. Nach Deutschland
geht’s natürlich auch.
Du hast inzwischen in einigen
Bands gespielt. Metal mit Manowar, Hard Rock mit den Brain Surgeons, Punkrock
mit den Dictators…
Punk Metal! Die Dictators sind
kein Punk Rock, sondern Punk Metal! Wir waren die ersten, die Punk UND Metal
gespielt haben. Um uns herum waren damals ständig Leute, die uns vorschreiben
wollte, wie wir zu klingen hätten: „You’re too metal for punk, you’re too punky
for metal…“ Also was zur Hölle sind wir dann eigentlich? Heute kommen die Leute
und meinen, wir wären die Pioniere des Punk Metal, aber wo zum Teufel waren die
damals, als wir damit angefangen haben. Das wichtigste ist, dass wir noch immer
zusammen spielen und Platten aufnehmen können, also passt das schon.
Eine Sache bei Manowar, über
die ich mich schon immer gewundert habe: Was hatte es eigentlich mit den
satanischen Texten, wie zum Beispiel bei Bridge of Death auf sich?
Bei uns ging’s sehr stark um
Image und Atmosphäre. Wenn wir die Möglichkeit hatten, eine gewisse Atmosphäre
zu erzeugen, haben wir sie genutzt. It had to be cool!
Es musste cool und intelligent sein und zum Stil der Band passen.
Wer hat eigentlich die Texte
geschrieben?
Das war Joey. Ich habe
allerdings viele Ideen beigesteuert, genau wie Eric, Scott und Donnie. Wir haben
uns damals gegenseitig perfekt ergänzt. Das Songwriting stammte größtenteils von
Joey und mir, die Texte von Joey. Aber die Vision von Manowar, die Seele der
Band, stammt definitiv von uns beiden.
Aber in den Linernotes ist
größtenteils Joey als Songwriter angeführt…
Na ja, auf der Battle Hymns habe
ich Manowar, Shell Shock, Death Tone Dark Avenger geschrieben…
Steht aber nicht in den
Linernotes…
Oh doch, schau noch mal nach!
Ich habe einige Songs geschrieben. Gloves of Metal, Army of
Immortals, Secret of Steel, The Oath, Each dawn I die...
Wie liefen die Proben mit Men
of War?
Wow! Lass Dir eines sagen, ich
schließe die Augen und es richtig beängstigend! Ich schließe die Augen und
glaube, ich wache 1983 wieder auf. Ich werde sie wahrscheinlich mit auf Tour
nehmen und ein paar Shows spielen. Wenn Du sie hörst, wirst Du sie lieben!
Am härtesten stelle ich mir
den Job von Patrick Fuchs vor. Eric Adams ist schließlich nicht irgendwer.
Ich sag Dir was! Er hat’s
definitiv drauf. Wenn ich mir nicht absolut sicher wäre, dass er es schaffen
wird, würde ich das ganze überhaupt nicht machen. Er ist ein phantastischer
Sänger. Ich weiß nicht, wo der Junge herkommt, aber er ist großartig! Er kümmert
sich um seine Stimme und liebt die Musik. Ich könnte gut mit ihm
zusammenarbeiten. Ein guter Junge!
Tipps für die Songlist heute
abend? Eher episch, eher Rock’n’Roll?
Ich garantiere Dir eines! Heute
Abend blasen wir Dir den Kopf weg! You’re gonna be so happy!
You’re gonna be so happy!
Dessen bin ich mir völlig
sicher...
(c) 2006, Manuel
Trummer