RoadWarrior hat geschrieben:Acrylator hat geschrieben:Metallah hat geschrieben:Die wiederum legendäre Helloween EP. Jawoll. Lange bevor Helloween sich selbst zur Kasperletruppe degradierten, machten sie noch richtig gute Musik, das war so Anno 1984, als sie mit zwei Stücken auf dem "Death Metal" Sampler von Noise Records auf sich aufmerksam machten. Wahrscheinlich resultierte daraus auch der Plattenvertrag mit selbigem Label, dessen erstes Resultat ebendiese EP war. Schon der Beginn war ein Knaller, eine Art Hörspiel. Früher Morgen, jemand wacht nach einer durchzechten Nacht auf, wühlt sich durch die leeren Bierpullen in Richtung Radio, schaltet es ein und dreht ein wenig am Regler. Dann etwas Rauschen, die tpyischen Töne wenn man analog die Radiosender durchsucht, plötzlich die typischen Happy Halloween Töne, der Protagonist stöhnt ein wenig überrascht und dann geht es mit einem Urschrei los: "Starlight", ein Speed Kracher erster Güte, noch ohne irgendwelche symphonischen Anwandlungen und all dem Bombast mit dem sich Helloween selbst die Knarre an den Kopf setzten. Ebenso geht es weiter, "Murderer", "Warrior", "Victim Of Fate", bevor "Cry For Freedom" erst einmal sehr balladesk daherkommt, dann aber noch abgeht, wie Nachbars Hund. Alle Stücke sind Klassiker, wobei "Cry For Freedom" ein klein wenig abfällt (IMO), insgesamt aber eine 10/10 EP, die man als SMM Boardler eh schon im Schrank stehen hat.
Die EP gab es auch als schön aufgemachte Picture Disc samt Bonustrack (schön anzusehen aber nicht anzuhören), eine solo CD Version gab es nur in Japan, ansonsten immer nur zusammen mit dem "Walls Of Jericho" Album.
Tracklist:
1. Starlight
2. Murderer
3. Warrior
4. Victim of Fate
5. Cry for Freedom
Ach ja, "Victim Of Fate" wurde seinerzeit mit Michael Kiske neu eingespielt und war auf der CD Version der "Dr. Stein" Single zu finden. Klingt auch nicht wirklich schlecht, kommt aber an das räudigere Original nicht ran. IMO.
M.
Ich fand die "Victim Of Fate" Version mit Kiskes Gesang sogar total furchtbar (auch wenn er objektiv der bessere Sänger ist), der mehrstimmige Tralala-Refrain geht ja mal gar nicht!
Ansonsten fĂĽr mich der beste HELLOWEEN Song ĂĽberhaupt!
Genauso ist es *Unterschreib*!
Ich konnt die Texte der EP bereits 3 Stunden nach Erwerb der Scheibe (war sogar glaub' ich direkt am Erscheinungstag) auswendig. Bis heute die beste DebĂĽtscheibe einer deutschen Metalband.
Während Helloween nur noch mit der "Walls of Jericho" annähernd an die Klasse der EP kam, war es Kai Hansen noch mit der saugeilen Gamma Ray Scheiblette "Land of the Free" vergönnt, ganz nah an den Klassiker zu kommen.
Hach, ich lieb euch alle!
Und als Belohnung eine Geschichte:
Die Scheibe, bzw. die "Walls Of Jericho"-CD (auf der die EP ja mit drauf ist) brachte mich damals im Jahre 1995 zum Heavy Metal. Davor hörte ich eigentlich nur Böhse Onkelz und ein bißchen Punk-Sachen wie Bad Religion oder Daily Terror ("Aufrecht", eine geile Scheibe übrigens; obwohl die Band ja nicht unumstritten ist, aber das wusste ich damals nicht). Meine erste Metal CD war aber dennoch "Reign In Blood", die ich mir aber nur gekauft hatte, weil es immer geheissen hat, die wären böse und fast verboten und so...Teenie halt...
Naja, auf jeden Fall besuchte ich einen Schulfreund, um wie so oft, ein bißchen Atari 2600 zu zocken (Missle Command, Multiplayer-Co-Op in Perfektion, nur so am Rande). Der kam auf einmal mit einem Stapel CDs, die er am Flohmarkt gekauft hatte - lauter Blindkäufe anhand des Covers. Kann mich nicht an alle erinnern, aber "Follow The Blind" von Blind Guardian war dabei, "Ready For Boarding" von Running Wild, irgendeine CD, auf der ein nackter Mann (oder ien Holzfäller?) mit einem Hammer (oder eine Axt?) war, viel Scheiss und eben "Walls Of Jericho" von Helloween. Hörten alles nach einander durch, bis wir eben zur Helloween kamen. Und auf einmal machte es *klick*. Was war denn das? Singt da eine Frau oder ein Mann? Warum is das denn so schnell? Und gar kein Gebrülle? Wie nennt man denn diese Musik?
Man muss wissen, wenn man sich in den 90ern auf dem oberpfälzer Land musikalisch orientieren wollte, dann war das ein schwieriges Unterfangen. Die Techno-Welle war auf ihrem Höhepunkt, Heavy Metal in den Medien gab's nicht, einstige Metalheads warfen ihre Kutten in den Müll, verkauften ihre - ihnen peinliche - 80er Jahre CDs, hörten wenn dann nur noch Pantera, RATM, Machine Head oder schwenkten gleich zu den neuen Rockhelden Offspring, Greenday oder X-Blockx um. Ein guter Kumpel ging beispielsweise gleich vom Glam Metal zum Techno über (was denn netten Nebeneffekt hatte, dass ich ihm 1 Jahr später seine Plattensammlung - 30 teils sehr feine LPs - für einen Fuffi abkaufte). In den Läden gab es, wie ich später feststellen musste, nichtmal mehr CDs von Judas Priest ("Judas was? Ne, sowas haben wir nicht..."). War der Metal jemals tot, dann war er's in den Jahren 1994 bis 1997 im Landkreis Cham.
Soviel dazu, zurĂĽck zum Thema.
Da sass ich nun, völlig baff, betrachtete ungläubig das Booklet auf den ein paar cool aussehende Jungs mit wuscheligen Frisuren (All hail Markus Großkopf, der sieht ja heute immer noch so aus!) abgebildet waren, lauschte wieder diesen markerschütternden Screams und wusste: DAS IST ES!!! DAS IST MEINE MUSIK!!! Die CD hab ich mir dann ausgeliehen und ein halbes Jahr nicht mehr zurückgebracht. Ich weiß noch, dass ich nächtelang wach war und die Scheibe wieder und immer wieder gehört habe (deswegen bin ich nur 1,72 groß, wer in dieser wichtigen Entwicklungsphase wenig schläft, wächst nicht mehr
). Am nächsten Tag übermüdet in die Schule, um dann möglichst schnell wieder heimzukommen um Helloween zu hören. Naja und dann ging's los. Ich informierte mich, was es denn da noch so für Bands gab, was für Magazine. Etwa sogar Konzerte? Ich baute meine erste Kutte, kaufte mir meine erste Stretch-Jeans. Und das alles wohlgemerkt in den bösen 90ern. Deswegen bin ich auch etwas stolz auf meinen Metal, denn es war wirklich ein hartes Stück Arbeit. Und glaubt mir, jahrelang in dämlichen Bauerndiskos mit Nieten und Lederjacke allein an der Bar zu sitzen und warten, bis sich der DJ um 2 in der Früh erbarmt und als Abschlusslied "Burning" von Accept spielt, während die Kumpels zappelnd auf der Tanzfläche reihenweise Tussies klar machen, ist kein Spass. Dazu kam noch, dass ein Jahr nach meiner Entdeckung des Metals der einzige Heavy Metal-Club im Landkreis dicht machte (das Vanity, Gott hab es seelig, in meinen Augen immer noch der perfekte Hard Rock-Schuppen). trotzdem eine geile Zeit. Und das alles verbinde ich mit der ersten (bzw. zweiten, genaugenommen) Helloween. Und deswegen kann ich nur jeden Trueness-Polizisten auslachen, der am KIT naserümpfend meinen Helloween Backpatch auf der Kutte betrachtet, weil es ja viel truer wäre, was von Sortilege oder Manilla Road drauf zu haben. Könnt jetzt noch zwei Seiten weiterschwärmen, aber das reicht jetzt mal für's erste. Danke für die Aufmerksamkeit. Love you all!