Volcano: Violent

Yeeeeeeeeessssss! This Volcano rumbles, rocks and
spits fire! Da fische ich diese mit einem abstrusen
Cover und holprigem Logo versehene Japan-CD aus den
bestens gefüllten Regalen meines bevorzugten
Plattenladens und BENG! da geht die Post ab. Ein
Feuerwerk energischen Thrashs mit Schenkerschen
Gitarrensoli pustet mir den Jazz aus den Ohren, dass
ich nicht mehr weiss wohin. Sind das denn die
verblichenen Slayer aus der "Show no mercy"-Phase oder
vielleicht die aus dem Musikergrab hervorgekrochenen
Forbidden die auf Teufel komm raus "Forbidden evil
part 2" eingeholzt haben? Nein, es sind vier kleine
Japaner die sich dieses fiese Scheibchen auf dem
kollektiven Konto schreiben - Volcano nennen sie sich,
und das, wie ihr unschwer am Beginn dieses Reviews
erkennen könnt, nicht zu unrecht. Ganz im rasenden
Fahrwasser von Traditions-Thrashern wie Imagika oder
Testament, und mit der unbändigen Energie und
fantastischen Gitarrensoli Marke Amott/Amott (Arch
Enemy) geht es auf "Violent" mächtig nach vorne los.
Das eine geniale Riff jagt das andere, Drummer Katsuji
verdrescht sein Kit ohne Erbarmen und Sänger Nov (ja,
der heisst wirklich so) steht dem ex-Forbidden-Shouter
Russ Anderson in nichts nach; melodisch und aggressiv
zugleich, verblüfft dieser vokaler Derwisch mit seinem
Talent und äusserst variablem Organ.
Vom Intro "The present" bis zum akustischen Ausklang
"Unchained" kommt die "Violent"-CD als ein einziger
Höhepunkt daher, aus dem es fast unmöglich ist
einzelne Stücke als "besser" oder "schlechter"
hervorzuheben. Nicht eine individuelle Nummer, sondern
die ganze Scheibe ist wie für die Repeat-Taste des
heimischen CD-Spielers geschaffen. Dennoch möchte ich
die Tracks 5 ("Fear of the scarlet"), 9 ("The prayer"
- Mega-Kracher) und 10 ("Volcano") empfehlen. Hört
rein und sagt mir, das ist kein Metal der
Sonderklasse! Das furiose "Devil may care boy"
erinnert gar an gute alte Dark Angel-Zeiten. Und,
alsob die meisterhaft intonierten Songs an sich noch
nicht variabel genug wären, man hat mit "I am "what"?
noch eine inoffizielle, träge und tonnenschweren
Sabbath-Huldigung mit draufgepackt.
Die Soli des Gitarristen She-Ja muss man gehört haben
und grenzen nicht selten (wie im unglaublichen
Mittelteil von "Fear of the scarlet") an die
Genialität seines Helden Michael Schenker. Hinzufügen
möchte ich noch, dass dieses edle Teil in Göteborg von
Fredrik Nordstrom den Mix und Endschliff verpasst
bekam; dann wisst ihr, dass es von vorne bis hinten
knallt.
Ziemlich kultig an der Aufmachung des Booklets sind
die Steckbriefe der jeweiligen Band-Mitglieder,
inklusive bevorzugtes Getränk und Essen, beliebteste
Fernsehprogramme und Platten, Blutgruppe (...),
Hobbies usw. Dabei schiesst Sänger Nov den Vogel ab:
unter HOBBIES steht zu lesen: "Watching horses (not
betting)" und unter WHAT IS YOUR DREAM AND AMBITION
gibt's das Jahrhundert-Statement "Riding horses, and
being able to fly from cliff to cliff." Diese Japaner;
man muss sie einfach lieben.
Für diese CD habe ich den unverschämt hohen Betrag
eines Nippon-Import hoch zwei hingeblättert, also
erkundigt euch bitte vorher nach dem Preis beim
Mailorder eures Vertrauens, oder wartet auf den
Euro-Release - wird es schon geben, da bin ich mir bei
dieser Qualität sicher. Ach ja; ein Sticker gibt's
noch, äh, umsonst dazu.

(c) 2000, Oliver Kerkdijk