Paradox : Collision Course

Nach Destruction schon die zweite alte German Thrash-Legende, die dieses Jahr ihr Comeback feiern darf. Im Gegensatz zu Schmiers Voll-in-die-Fresse-Holzhackern haben sich die Mannen um Charly Steinhauer eher dem gemäßigten, melodischeren Speed/Thrash gewidmet, der von US-Acts wie Heathen, Metallica oder Megadeth einst in Perfektion dargeboten wurde. Nun, erstere fielen nach dem zweiten Album dummerweise auseinander, bei den zahnlos gewordenen Schlafmützen um James Hetfield wünsche ich mir oft, sie hätten nach dem dritten Album Schluß gemacht, und Dave M. folgt seinen alten Kollegen auch immer mehr in die Belanglosigkeit, auch wenn er nach seinem letzten wirklichen Highlight ("Rust In Peace") zugegebenermaßen immer mal wieder 'nen lichten Moment hat. Und sonst? Forbidden - nach dem zweiten Album in kontinuierlicher "Spiral Depression" in stilistische Untiefen, dann konsequenterweise Auflösung. Exodus - direkt nach beendeter "Bonded By Blood"-Nostalgietour war der Ofen wieder aus. Flotsam And Jetsam - haben seit Jahren nichts auf die Reihe bekommen, was alte Fans auch nur ansatzweise begeistern konnte.

Verdammt üble Zeiten also für Fans des Bay Area-Thrash - wären da nicht noch Testament und Whiplash mit ihren exzellenten letzten Alben, ich würde den umbesetzten Paradox jegliche Konkurrenz absprechen. Nicht daß sie diese fürchten müßten - "Collision Course" ist ein feines Stück Thrash, das all das bietet, was Fans dieser Musik erwarten könnten. Mörderproduktion, killende Riffs am laufenden Bande, intelligenter Songaufbau, dazu gibt uns Charly auch vokaltechnisch seinen besten Hetfield. Gelegentlich hätte ich mir, wie in "Overshadowed" oder dem grandiosen Titelsong höchst eindrucksvoll demonstriert, etwas mehr geradlinigen Speed gewünscht, und Charlys Stimme ist im Mix zeitweise arg weit im Hintergrund verschwunden. Ansonsten ist "Collision Course" aber ein durch und durch überzeugendes, melodisch angehauchtes Brett, das nicht nur aufgrund des mangelhaften Angebots an thrashenden Alternativen einige Freunde finden wird. Kein "Ride The Lightning"-Niveau, aber das konnte auch niemand ernsthaft erwarten. Stark ist's allemal.

Ach ja: ein Scorpions-Cover ("Dynamite"), das den alternden Helden wahrscheinlich 'nen Herzinfarkt bescheren dürfte, ist auch vertreten. Nicht übel, aber ich bevorzuge den Paradox-eigenen Stoff.

(c)2000, Ernst Zeisberger