Stormwitch : Dance With The Witches

In Wacken hat mir der frühmorgendliche Weckruf durch die German Metal-Veteranen ganz ausgezeichnet gefallen, auf Platte können die Sturmhexen leider (noch?) nicht hundertprozentig daran anknüpfen. Reunionscheiben sind ja immer so ‘ne Sache, und besonders zweifelhaft wird’s bekanntlich immer dann, wenn an der “Wiedervereinigung” die sensationelle Anzahl von 1 (Einem!) Original-Bandmitglied mitwirkt. In diesem Falle ist das Mikroschwinger Andy Mück, der sich eine Backing-Truppe aus alten Tyrant- und Tyran Pace-Muckern zusammengestellt hat. Kein Wunder also, daß das Ganze nicht mehr allzuviel mit den alten Tagen zu tun hat, zumindest mal instrumental gesehen. Mir fehlt insbesondere schmerzlich die düstere Atmosphäre, die man angesichts des recht coolen Covers schon erwartet hätte und die die Band in meinen Augen früher zur deutschen Antwort auf meine Lieblingsbriten von Demon machte.

Aber lösen wir uns mal von allen Erwartungen, dann bleibt uns ein erstaunlich gelungenes Melodic Metal-Werk, das von einem bombastischen Intro sehr stimmungsvoll eingeleitet wird, bevor man mit dem eher sperrigen “The Man Of Miracles” loszurocken beginnt. Braucht ein paar Anläufe, weiß dann aber durchaus zu gefallen. Auf Anhieb ins Ohr geht hingegen der folgende, auch in Wacken schon begeistert aufgenommene Titeltrack. Speedig, melodiös, eingängig - aber ohne sich den Heerscharen von Hansen-Clones anzubiedern, die für gewöhnlich mit derartigen Attributen beschrieben werden. Mit dem theatralischen “Jeanne D’Arc” legt man überzeugend nach, und das folkig-runningwildige “The Devil’s Bride” schlägt in eine ähnliche Kerbe. Eine Ballade schließlich hat man mit dem mit exzellenter, melodischer Gitarrenarbeit versehenen “Nothing More” auch noch im Programm, und dann…hat man sein Pulver größtenteils leider verschossen. Songs wie “The King Of Terrors”, “My World” (immerhin fährt man hier souverän den Wanderpokal für den offensichtlichsten Klau des “Heaven And Hell”-Riffs ein) oder “Proud And Honest” sind zwar nicht übel, aber das war’s dann auch. Lediglich das düstere “The House Of Usher” ragt noch etwas aus der insgesamt eher farblosen zweiten Hälfte des Albums heraus. Andererseits, richtig ins Klo greift man auch nur ein einziges Mal – das flotte “The Knights Of Light” mit seinem belanglosen, auch noch x-mal wiederholten Tralala-Refrain würden uns die offensichtlichen Vorbilder Hammerfall nicht mal als B-Seite zumuten.

Ergo: als Retro-Trip eher ungeeignet. Trotzdem alles in allem ein gutes Metal-Album, dessen Handvoll Highlights auch wirklich solche sind, das aber auch viel Ballast mitschleppt. Und das ziehe ich den zahlreich den Markt überflutenden Allerweltsbands immer noch meilenweit vor...

(c)2002, Ernst Zeisberger

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