U.D.O. : Live From Russia

Jawoll! Diese Doppel-CD – und nicht etwa die lieblose Accept-Notlösung “All Areas Worldwide” – ist der legitime Nachfolger des “Staying A Life”-Konzertplatten-Meilensteins! Ich weiß, Livescheiben können oft unnötig wie ein Kropf sein, aber hier wurde mit Ausnahme des bootleg-verdächtigen Billigheimer-Covers wirklich ALLES richtig gemacht:

Schließlich sind U.D.O., wie weiland schon Mr. Dirkschneiders alte Stammtruppe, in der Live-Situation ein nahezu unschlagbarer Stimmungsgarant, der aus einem riesigen Angebot an Klassikern schöpfen kann (und das auch stets tut, egal ob da gerade zwanzig oder zwanzigtausend Leute vor der Bühne stehen). Und das sich dies eben nicht auf die 5-10 bei jedem Gig frenetisch geforderten Accept-Gassenhauer beschränkt, zeigt man hier eindrucksvoll, indem man selbige, eh schon diverse Male auf Live-Tonträger festgehaltenen Evergreens (“Fast As A Shark”, “Princess Of The Dawn” und so…Ihr kennt sie ja alle) einfach aus der Tracklist verbannt hat! Statt dessen gibt’s dann etwas obskurere, aber nicht minder überragende Highlights aus Udos langer Karriere. Man höre und staune: “Run If You Can”(!) und “Midnight Highway”(!!), beide von “Breaker”;  sage und schreibe drei Songs der von Accept immer gern ignorierten “Russian Roulette”, und sogar das in der Studioversion viel zu überladene “Protectors Of Terror” kommt hier erstmals richtig zur Geltung. Ach ja, bevor jetzt jemand denkt, daß das hier eine verkappte Accept-Liveplatte ist: gut die Hälfte der Songs stammt natürlich aus Udos Solorepertoire und muß diesen Vergleich keinesfalls scheuen: “They Want War”, “Independence Day”, “Shout It Out” und wie sie nicht alle heißen haben rein musikalisch das gleiche Klassikerpotential wie die meisten Accept-Nummern, was ‘ne Menge Leute leider immer noch nicht so recht gemerkt zu haben scheinen. Die U.D.O.-Band ist für mich jedenfalls immer noch eine der chronisch unterbewertetsten deutschen Gruppen aller Zeiten…

Ach ja, mächtig Stimmung scheinen die Jungs bei den Russen auch gemacht zu haben, wenn man den Reaktionen des erfreulich großen Publikums (das im besonderen austickt, als die Gitarren ein paar Themen aus der russischen Volksmusik in den “Faceless World”-Kracher “Living On A Frontline” einflechten – Gänsehaut pur!) Glauben schenken mag. Wirkt wie bei seinerzeit bei “Staying A Life” genau so, als stünde man mittendrin. Und da auch (abgesehen von erwähntem Cover) die gesamte Aufmachung des edlen Digibooks nur als erste Sahne zu bezeichnen ist, gibt es für mich keinen Grund, Euch das gute Stück nicht als zukünftigen Klassiker ans Herz zu legen. Ich bleibe dabei – U.D.O. sind schon lange mehr Accept als diese selbst seit laaaanger Zeit...

(c)2001, Ernst Zeisberger

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