Tyrus: Masters Of Revenge

Schade ist hierbei, daß es sich nicht um eine neue Band handelt, sondern um einen posthumen Release uralter Aufnahmen, ähnlich wie es OPM mit den völlig genialen Demonax, Dervish und Commandment Alben getan haben. Aber auch das ist völlig legitim in einer Zeit, wo zappelnde Hektik, psychotisches Gebrüll und Gerappe, stumpfe, emotionslose Aggressionen oder eben gaaanz billige Trällermelodien, massivste Keyboardteppiche und poppige Songstrukturen hinter einer Metalfassade Grundzutaten für erfolgreicheHeavytruppen sind. Vergeßt den Dreck, hier kommt das Original, HEAVY METAL, liebe Freunde, ehrlich, erdig emotionsgeladen und rauh, dennoch aber voller vielfältiger Melodiebögen. Man merkt schon, daß das Material siebzehn, achtzehn Jahre auf dem Buckel hat, dennoch ist die Frische und Leidenschaft noch heute spürbar. Tyrus waren eine Heavymetalband mit eigenwilliegn Ideen, die aber nicht ganz so kauzig ausfiel, wie man es von vielen ebenso guten Artgenossen gewohnt war. Gute Soli und Leadpassagen finden sich in Mengen auf dem Album, eine gelungene Ergänzung zu den schreddernden Riffs bildend. Selbst die spärlich, die Atmosphäre der Songs stärkend, eingesetzten, spacigen Keyboards tragen in diesem Fall etwas zum positiven Gesamtbild des Materials bei. Vom reinen Hören möchte man die Band manchmal unter England einsortieren. Tyrus haben viel vom europäischen Metal gelernt, wie ihre Kameraden von Valhalla übrigens auch. Esist einfach ein Riesenspaß, sich diese alten Aufnahmen in diesen Tagen anhören zu können, entsprechen sie doch nun wirklich keinem jemals gängigen Trend. Das infernalische Feeling des Materials dringt bis unter die Haut, tief in die Blutbahn ein und wirkt wie ein Speedball auf den Metalfan, der sich der schieren Macht dieser Band hingibt. Schade, wirklich schade, daß es heutzutage keine Band wie diese mehr gibt. Zuviel pompöser Scheiß wird uns schlumpfig trötenderweise als Speedmetal angeboten, welcher völlig zahnlos und schwuchtelig härtegradmäßig nicht für fünf Pfennig gegen eine Band wie Tyrus anstinken könnte. Die Riffs sind bestialisch, monströs, wie ein Lavastrom überrollen sie Dich, kleiner Wurm! Aber es ist ein angenehmer Schmerz, ebenso angenehm wie die gut ausgefeilten, aber dennoch nicht perfekten Songstrukturen. Tyrus sind einfach auf dem Boden geblieben in jeglicher Hinsicht. Zwar wird mich kein Fan von jetzigem 08/15 Metal verstehen, aber ich weiche keinen Milimeter von meiner Ansicht ab, daß diese Band fast 99% der jetzigen Metalhelden um ein Vielfaches überlegen ist. Denn Tyrus waren definitiv noch METAL.

Kontakt: iron.glory@gmx.de

(c)2001, Sascha Maurer

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