Twisted Tower Dire : The Isle Of Hydra

Werte Metallerinnen und Metaller, schreibt Eure Top 10-Listen nicht verfrüht und unüberlegt auf! Denn hier kommt kurz vor dem Fest der Liebe noch mal ein ganz starkes Stück auf uns zu, nämlich das lang erwartete Zweitwerk der kultigen Amis Twisted Tower Dire, die vor zwei Jahren mit der megagenialen “The Curse Of Twisted Tower” eins der stärksten US-Metal-Debüts seit seligen Omen- und Agent Steel-Tagen vorlegten.

Einziger Kritikpunkt meinerseits war seinerzeit der unterdurchschnittliche Demosound, und dieses Manko hätte man radikaler nicht ausmerzen können. Vom ersten Ton des antreibenden Intros, bezeichnenderweise “Battle Cry” (wenn die Machart mich auch eher an die legendäre Donnerschlag-Eröffnung von Savage Graces erster Fulltime-Göttergabe “Master Of Disguise” erinnert) betitelt, erschlägt einen die Scheibe geradezu vor urwüchsiger Power, die man sonst nur von Omen- und ganz frühen Maiden-Werken gewohnt war. Darauf läßt der hymnische, mit finsteren Chören versehene Titeltrack erst mal mächtig aufhorchen: Geradliniger ist man geworden, hat sich auf das Schreiben von eingängigen Schlachtenhymnen im Stile der genannten Acts konzentriert und dabei Volltreffer um Volltreffer zustandegebracht. Man höre nur das hypereingängige, von einem wunderschönen Akustikpart eingeleitete “Ride The Night”, ein Ohrwurm allererster Güte! Oder aber den schnellen Banger “Final Stand”, den von wahnwitzigen Soli durchsetzten Achtminüter “The Longing” oder das getragene “Sign Of The Storm” (All Hail!!!!) – welchen Track man auch immer gerade anwählt, man wird vor Klasse fast erschlagen. Naja, fast zumindest. Denn mit dem nicht ganz so rund klingenden “When The Daylight Fades” ist zugegebenermaßen auch ein etwas schwächerer Song vertreten. Das fällt aber kaum ins Gewicht, denn schließlich hat man zum Schluß hin nochmal zwei absolute Highlights in der Hinterhand: zum einen die mega-atmosphärische Ballade “Dying Breath”, die von Tony Taylors ausgezeichneten, Gänsehaut ohne Ende hervorrufenden Stimme dominiert wird; sowie den leider nicht näher ausgewiesene Hidden Track (ich tippe mal auf den Titel “Beyond The Gate”), in dem auch mal wieder die vom Debüt her bekannte, ausschweifende Art im Sinne der frühen Fates Warning ausgepackt wird. Warum man diesen Hammertrack so versteckt hat, ist mir ein mittleres Rätsel, gehört er doch zu den absoluten Höhepunkten eines durchgehend bärenstarken US-Metal-Albums, das sich denn auch ohne größere Probleme aus dem Stand in meine persönliche Top 5 des Jahres gespielt hat.

Also, werte Metalheads, nicht immer nur über die ach so ausgewimpte Metalszene meckern, sondern auch mal den Underground durchwühlen – man wird oft genug mit Perlen belohnt. Und diese hier hat mindestens die Größe eines FIFA-Standardfußballs...

(c)2001, Ernst Zeisberger

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