Tad Morose : Undead
Sieht wirklich so aus, als würde es auch im Metal mittlerweile mehr auf Show ankommen als sonst irgendwas. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, daß diese schwedische Klasse-Truppe immer noch mehr oder weniger unbeachtet im Underground umherkrebst, während weitaus belanglosere Bands die großen Kohlen einfahren dürfen. Selbst im Rock Hard, durch das ich diese Band zu Debützeiten kennenlernte und das sie Mitte der 90er höchst löblich unterstützte, laufen Tad Morose immer mehr unter "ferner liefen". Schade. Denn verschlechtert haben sich die Bollnäser (Bollnasen?) über die Jahre hinweg garantiert nicht - im Gegenteil, mit dem Einstieg des neuen Sängers Urban Breed (Stil: Oliva meets Tate, Hammershouter!) und dem Release des letzten (und besten) Werkes "A Mended Rhyme" konnte man eins der besten Power Metal-Alben der 90er vorlegen.
Drei Jahre später endlich der Nachfolger, und es hat sich einiges getan. Der alte Keyboarder ist raus und wurde durch einen zweiten Gitarristen ersetzt, die Keys wurden dadurch logischerweise arg reduziert. Ziemlich schade, wie ich finde - es entstehen doch einige Lücken im Sound, die auch die verstärkte Orientierung an klassischem 80er US-Power Metal (Songs wie der Über-Opener "Servant Of The Bones" wirken streckenweise wie nie veröffentlichte "Hall Of The Mountain King"-Outtakes) nicht wirklich ausgleichen kann. Vielleicht ist das aber auch die Schuld des eher dünnen Sounds.
Songtechnisch gibt's jedenfalls wenig zu meckern, auch wenn das "Mountain King"-Niveau natürlich nicht über die volle Spielzeit gehalten werden kann und sich der eine oder andere Füller eingeschlichen hat (gerade der Titelsong ist nicht sooo prall...). Deswegen kommt "Undead" bei mir über ein wohlwollendes "gut" nicht hinaus, Neueinsteiger sollten definitiv mit dem konstanteren und wesentlich originelleren "A Mended Rhyme" beginnen. Für alte Fans ist "Undead" natürlich Pflicht und über weite Strecken auch sehr stark - gerade wenn man von den gängigen "True Metal"-Klischees gelangweilt ist und mal wieder die volle Old-school-Dröhnung erfahren will.
(c)2000, Ernst Zeisberger