Skylark : Gate of Hell (Divine Gates Part I)
Skylark - zusammen mit der ersten White Skull seinerzeit der Hauptgrund für mich, ernsthaft italienische Bands anzutesten. Leider war das "Dragon's Secrets"-Album mit einer "Produktion" gestraft, die den Namen nicht verdient, was in Verbindung mit dem recht extremen Sänger das Verbleiben in Insider-Kreisen fast schon garantierte. An der Musik kann es schließlich kaum gelegen haben, schließlich schafften ihre Landsleute von Rhapsody mit sehr ähnlicher musikalischer Formel (Euro-Melodic-Speed mit haufenweise Klassik-Einflüssen und Sounds) den Durchbruch in D-Land, inklusive hohem Chart-Einstieg des Solo-Albums des Gitarristen(!).
Nun, zwei Jahre später, also das Nachfolgealbum "Gate of Hell", konzipiert als erster Teil in der "Divine Gates"-Serie, die laut Innenhülle bereits April 2000 (wer's glaubt...) mit "Gate of Heaven" fortgesetzt werden soll. Und siehe da, man hat soundtechnisch 'ne Ecke zugelegt, allerdings längst nicht so sehr wie von mir erhofft. Die einzelnen Instrumente haben bei weitem nicht die nötige Power, um aus dem allgemeinen Soundbrei herauszuragen (remember: Wir reden über eine Band, bei der neben Malmsteen/Helloween-mäßigem Dauergefiedel fast ständig klassische Instrumente im Einsatz sind) - dies gilt, von einigen Solopassagen mal abgesehen, vor allem für die Gitarren. Eine transparentere Produktion (siehe Rhapsody) hätte hier einmal mehr Wunder bewirken können, aber anscheinend hatte das Kultlabel Underground Symphony dafür keine Kohle mehr, nachdem man immerhin 3 (Drei!) Bilder des spanischen Fantasy-Künstlers Luis Royo für die Cover-Artworks eingekauft hatte. Leute ich war immer ein Fan der großartigen Aufmachung der U.S.-Produkte, aber werden hier nicht falsche Prioritäten gesetzt (Noch viel schlimmer war dieses Verhältnis schon bei Power Symphony...)?
OK, all dieses Geschwätz würde ich mir natürlich sparen, wenn sich der musikalische Inhalt der Scheibe nicht lohnen würde - und er tut's natürlich. Skylark spielen auch diesmal wieder 'ne ziemlich einzigartige Mischung aus klassischem Euro-Speed Metal und Elementen aus der Klassik, insbesondere Yngwie-mäßige, barock wirkende Einlagen. Das ist natürlich nicht gerade der Inbegriff dessen, was ursprünglich als Metal bezeichnet wurde - wenn Ihr also Jag Panzer oder Iron Maiden, sprich, die eher erdige Seite des Metal, bevorzugt, seit Ihr hier an der falschen Adresse. Fans von (den alten) Angra, Rhapsody oder Yngwie Malmsteen sollten dagegen auf jeden Fall mal 'n Ohr oder zwei riskieren - zumal Bandchef Eddy Antonini ein Meister im Verfassen ausgereifter Melodien ist. Die komplette Scheibe hält jedenfalls locker mit dem hochklassigen Vorgänger mit, lediglich ein sofort ins Ohr gehender Überhit wie "Skylark" fehlt mir - das mag aber auch daran liegen, daß das Werk aufgrund des Konzeptcharakters (eine ziemlich hanebüchene Fantasy-Story im Stile von "Keeper of the Seven Keys") mir eher erscheint wie ein einziger Song in mehreren Parts, in etwa vergleichbar mit dem Bandklassiker "The Light". Im Gegensatz dazu hat man jedoch die langatmigen Nur-Klassik-Passagen ersatzlos gestrichen (Gott sei Dank), lediglich ein paar Piano-Intermezzi sind auch auf "Gate of Hell" vertreten.
Fazit: Das nächste Mal noch 'n bißchen professioneller (und bitte, BITTE mit einem Sprecher, der des Englischen wenigstens halbwegs mächtig ist - das erspart uns nämlich unfreiwillige Komik) und ich hol' den Schampus raus. So bleibt "nur" ein weiteres sehr gutes Album aus Italien, auch wenn ich das Gefühl nicht los werde, hier wäre noch mehr drin gewesen...
(c)2000, Ernst Zeisberger