Skyclad : Folkémon

Wow, hier hat wohl jemand den Metal für sich wiederentdeckt? Daß der nichtsdestotrotz ultracoole Albumtitel, der auch optisch von Hauszeichner Duncan Storr gewohnt genial umgesetzt wurde, ziemlich irreführend ist, sollte dem Zuhörer bereits beim ziemlich heftig losthrashenden Opener "The Great Brain Robbery" klar werden. Wenn dies auch kein Überhammer-Track ist, so setzt er doch die Zeichen für das, was in den nächsten fünfzig Minuten angesagt ist - und das ist eindeutig Metal, und das wesentlich deutlicher als noch auf dem etwas unentschlossenen, für Skyclad-Verhältnisse eher durchschnittlichen Vorgänger "Vintage Whine". Die nächsten fünf Songs zähle ich dann gar zum stärksten Material der Briten ever, als da wären:

Im folgenden gibt's mit dem energielosen "When God Logs-Off" und dem lediglich guten "Déjà-Vu Ain't What It Used To Be" (ich liebe diese Songtitel...) leider auch zwei Songs, die den bis dahin extrem hohen Standard nicht ganz halten können - zum Glück ist da noch die schöne Ballade "You Lost My Memory", die irgendwo zwischen "No Strings Attached" und der Gott-Nummer "The One Piece Puzzle" einzuordnen ist. Den extrem klasse ausgefallenen Abschlußtrack "Any Old Irony?", der wohl einen Tribut an die eigene Band darstellt, werden wiederum die Freunde von "Polkageist"&Co. lieben - auch wenn ich mich des Verdachts nicht erwehren kann, daß Mr. Walkyier nur endlich mal eine Gelegenheit haben wollte, "Biddle" (wie in George Biddle) auf "fiddle" zu reimen. ;-) Und weil man ein Album kaum passender beenden kann, spare ich mir jetzt auch jedes weitere Wort über dieses grausige Punk-Cover als Bonustrack.

Wo steht nun also "Folkémon" im größeren Zusammenhang so? Nun, die ersten zwei Skyclad-Alben werden aufgrund ihrer Thrash-Orientierung und Experimentierfreude wohl ewig in einer eigenen Welt stehen. Zu den besten Nachfolgealben, "Prince Of The Poverty Line" und "Irrational Anthems", kann man aufgrund zweier Ausfälle nicht ganz aufschließen - gibt sich aber nur sehr knapp diesen Klassewerken geschlagen. Damit bleibt immer noch das stärkste Werk der "verruckten Englander" seit Jahren, das ich in dieser Form von einer Band, die mich zuletzt nicht gerade zu Jubelsprüngen animieren konnte, nicht mehr wirklich erwartet habe. Pflichtkauf also - the Polkageist is in the House! Hoffentlich auch bei Euch...

(c)2000, Ernst Zeisberger 1