Sinergy : To Hell And Back

Verdammt mutige Platte, die Kimberly Goss & Co. sich hier aus'm Ärmel schütteln. In Zeiten, in denen im Melodic Speed-Bereich 90% der Szene völlig austauschbares, belangloses Tralala von sich geben (Höhepunkt wohl die Neuaufnahme des ersten Edguy-Albums, bei der wirklich SÄMTLICHE Ecken und Kanten, die das Album vor Jahren mal ausgemacht haben, zugunsten von Mitsing-Chören und ähnlichen zuckersüßen Zutaten rausgeschmissen worden sind. Aber ich schweife ab...), ging hier einiges an In Flames/Children Of Bodom/Hammerfall-kompatiblen Melodien to hell und kam von dort nicht back. Wesentlich riffbetonter (nicht selten mit Anleihen an Judas Priest) als noch auf der absoluten Hitfabrik "Beware The Heavens", die ich nach wie vor für eines der stärksten Metal-Debüts der 90er halte, präsentieren sich die "skandinavischen Iron Savior" (Line-Up-technisch gesehen...) auch anno 2000 in Hochform.

Der geneigte Banger wird sich allerdings zwei, drei Durchläufe gönnen müssen, bis Hammersongs wie der Opener "The Bitch Is Back", "Midnight Madness" oder das mit In Flames-typischen Gitarrenmelodien ausgestattete "Gallowmere" so richtig im Ohr hängen bleiben. Dagegen hätten die acceptabel daherstampfenden "Lead Us To War" und "Wake Up In Hell" auch locker aufs Debüt gepaßt. Einziger Ausfall bleibt das merkwürdige "Hanging On The Telephone"-Cover zum Schluß der Scheibe (eine alte Rock'n'Roll-Nummer? keine Ahnung, aber auf das Album paßt's leider kein bißchen...), aber das wird ja glücklicherweise durch eine allgemeine Schweigeminute vorgewarnt.

Fazit: Anfangs für Kenner des ersten Albums sicher nicht leicht zugänglich, wächst mit der Zeit aber enorm. Den idiotischen Begriff "True Metal" verkneife ich mir auf diesen Seiten eigentlich aus Prinzip, hier (und nicht bei den vollkommen einfallslosen Metalium) paßt er aber wie die Faust aufs Auge: absolut begeisternd aus den Boxen knallender Power Metal mit 'ner höchst markanten Sängerin, Gitarren, Gitarren und abermals Gitarren, dafür kaum Keyboards und schon gar keine Orchestermusiker in Kompaniestärke - das hier ist Stahl in seiner ursprünglichsten, rohen Form. Und auch wenn ich wegen der größeren Hit-Dichte das erste Album noch um eine Nasenlänge bevorzuge, so ist "To Hell And Back" doch eine todsichere Empfehlung für die Power/Speed-Fraktion. Sollte man haben.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1