Silent Force : Infatuator

Mal abgesehen von dem leicht trashigen, bonbonfarbenen Cover gibt es an dem Zweitwerk dieser deutsch-amerikanischen Formation kaum was auszusetzen. Der Fünfer um den ehemaligen Royal Hunt-Frontmann D.C. Cooper spielt eine gute Stunde lang allerfeinsten Powerstoff der Güteklasse “Priest”, auch wenn hier und da mal ein leichter Eurometal-Touch durchscheint, wie etwa in dem stark an alte Helloween erinnernden Ohrwurm-Knaller “We Must Use The Power”.

Der Löwenanteil der Songs jedoch tritt eindeutig in die Fußstapfen der Großtaten von Rob Halford und seinen Ex-Kollegen. Klingt der eröffnende Titeltrack noch etwas holprig, so schließen sich im folgenden doch fast nur noch Volltreffer an. “Fall into Oblivion”, “Hear Me Calling” oder das absolut eingängige “Promised Land” sind geradliniger, hitverdächtiger Power Metal mit megafetten Gitarren, zu denen uns Cooper seinen besten Halford gibt. Im Gegensatz zu den meist mitten ins Gesicht zuschlagenden Primal Fear, die zuletzt schon mehr als einmal die Painkiller”-definierte Aggressionsgrenze überschritten, sind damit aber eher die klassischen, melodischeren 80er-Priesterwerke gemeint. Ach ja, “All Guns Blazing” zockt man da gleich auch noch mehr als respektabel ein.

Ist aber beileibe nicht alles Nachahmerei, was die entgegen ihrem Namen wenig leisen Fünf da treiben – hochmelodischer Stoff wie das erstklassige “Last Time” oder die abschließende Ballade “In Your Arms” passen eher weniger in “True Metal”-Klischees, und auch gesanglich erinnert mich Meister Cooper hier viel eher an Dream Theater-Heulboje James LaBrie. Erstklassig! Alles in allem neben Brainstorm im Moment der hoffnungsvollste neuere Metal-Act aus heimischen Gefilden…

(c)2001, Ernst Zeisberger

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