Scuderio: Walking Through Mirrors (Jap.Import)

Irgendwo zwischen Conception ("Parallel minds"-Phase), älteren Tad Morose ("Leaving the past behind") und Bands wie Hollow oder Trivial Act halten sich die Schweden von Scudiero musikalisch auf. Zu fünft spielte man für Z Records das durchwegs starke, meist im Midtempo gehaltene Material auf "Walking through mirrors" ein, dass zudem im Land der immer aufgehenden Melodic Metalsonne über Avalon noch mit Bonustrack erhältlich ist. Die bandeigene Produktion verlangt Respekt: das einstündige Teil hat den für diese Musik erforderlichen Breitwand-Sound und lässt keine Wünsche offen. Vom straighten Rocker über einfühlsame Ballade bis hinzu verspielteren Sachen mit saftigen Melodic-Gitarren und beeindruckendem Gesang wird das ganze Spektrum des Genres abgedeckt. Dieses Album steht voll in der Tradition des skandinavischen Melodic-Hardrocks; man lausche nur dem fetten "Dragon's lair" und "Whispering shadows" (klarer Fall von Repeat-Taste-Verdacht), den Balladen "(The sky is crying) Autumn tears" und "Some things never change" (mit Top-Refrain). Vor allem Sänger H.B. Andersson (ich wette, der ist Nichtraucher) drückt den Songs sein Stempel auf; gegen ihn isses schwer Karaoke-singen - der Mann pustet so manchen Teilzeit-Metaller von der Bühne. Das Wechselspiel zwischen Keys und Gitarre ist den Scudieros überdurchschnittlich gelungen, im Songwriting und produktionsmässig; das Ganze klingt ausgewogen und homogen. Kompakte Songs und Melodien sind deutlich das Hauptaugenmerk der Band, man versucht nicht per prog-neurotischen Breaks oder aufgepumpten Studiotricks krampfhaft heavier zu klingen als man ist. Die Texte sind weder allzu albern noch erregen sie grosses Aufsehen; bedauernswert ist hier, wie bei vielen anderen melodischen Bands, dass kein Texter die Möglichkeit nützt, Geschichten zu erzählen. Der Nippon-Bonus heisst übrigens "Rising spirit of love" (Was soll man sich denn darunter vorstellen, meine Herren?) und ist, den mittelprächtigen Soundverhältnissen nach zu urteilen, nichts weiteres als ein pre-production Demo-Track der es letztendlich nicht auf den Euro-Release geschafft hat. Qualitativ aber fällt dieses Nippon-Anhängsel nur wegen des dünnen Sounds ein wenig ab. Fazit: solide Scheibe, die in der Melodic-Sammlung eine gute Figur abgibt.

(c) 1999, Oliver Kerkdijk

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